Alexandra Deak hat Volkskunde, Ethnologie und Vergleichende Religionswissenschaft studiert und im Schwerpunkt an der Schnittstelle zwischen Kultur und Bildung gearbeitet. „Deutsch als Fremdsprache“ unterrichtet sie seit 2016.
Was können die Teilnehmerinnen von dir lernen? Welche Inhalte vermittelst Du?
Wer schon einmal im Ausland gelebt hat, weiß, wie schwer es ist, mit eingeschränkten Sprachkenntnissen klarzukommen – da können Kleinigkeiten, wie ein Anruf, plötzlich zum Problem werden. Die Teilnehmerinnen können bei mir ihr Deutsch verbessern, der Schwerpunkt ist berufsbezogen.
„Deutsch für den Beruf“ unterscheidet sich vom allgemeinen Deutschunterricht vor allem in der Themenauswahl. Es geht weniger um Hobbys oder Freizeit, dafür mehr um Arbeitsorte und berufliche Stationen. Mit dem Arbeitsleben sind bestimmte sprachliche Handlungen verbunden, wie z.B. „über die eigene Biografie sprechen“ „eine E-Mail schreiben“ oder „einen Vertrag verstehen“. Das Vokabular ist berufsbezogener und die Sprache insgesamt formaler, außerdem achte ich auch darauf, dass zum Beispiel das Siezen geübt wird.
Die Deutschkenntnisse sind dann aber für alle Bereiche des Alltags unabdingbar, schließlich üben wir ja Sprechen, Schreiben, Hören und Lesen. Gewonnen wird somit Sicherheit in der Aussprache und im Sprachfluss, im Hör- und Leseverstehen sowie in den grammatischen Strukturen. Die tägliche Kommunikation wird einfacher und es werden Hürden abgebaut, die semiformale Bereiche betreffen, wie z.B. einen Termin per E-Mail zu verschieben oder einen Mietvertrag kritisch zu lesen. Der Handlungsspielraum vergrößert sich immens.
Warum ist das wichtig?
Der Kurs richtet sich an alle Migrantinnen, die ihre Deutschkenntnisse im Rahmen der Fortbildung verbessern wollen, unabhängig von ihrem Alter oder Bildungshintergrund. Die Gruppen zeigen ein breites Spektrum: Da sitzt die Zwanzigjährige, die eine Ausbildung machen will, neben der gestandenen Frau, die einen beruflichen Wiedereinstieg wagen will; die Ingenieurin übt gemeinsam mit der fünffachen Mutter und die Spätaussiedlerin lernt zusammen mit der Geflüchteten. Sie alle eint der Wunsch, besser Deutsch zu sprechen und somit ihr Leben besser zu meistern. Die Sprachkenntnisse kommen übrigens nicht nur den Frauen selbst zu Gute, sondern auch deren Familien. Ich denke hier vor allem an deren Kinder.
Welchen Tipp würdest Du einer Freundin geben, die Deutsch (für den Beruf) lernt?
Was das Deutschlernen betrifft, gibt es meines Erachtens nach kein Geheimrezept, auch wenn die Lernenden sich das natürlich oft wünschen und auch danach fragen. Es ist ganz einfach so: Je mehr Zeit ich mit der Sprache verbringe, desto schneller geht es. Und je aufmerksamer ich dabei bin, umso besser.
Im Unterricht kann ich den Spracherwerb natürlich lenken, Fehler verhindern, Strukturen erläutern und Sicherheit geben. Im realen Leben ist der Spracherwerb aufregender, im Positiven wie im negativen Sinn. Da kommt es nämlich nicht nur zu lustigen Missverständnissen.
Ich finde es wichtig, dass die Lernenden Wege wählen, die ihnen Spaß machen und ihnen entsprechen. Wer gerne Serien schaut, kann sie auf Deutsch gucken, wer kontaktfreudig ist, übt sich im Smalltalk und die Bücherwürmer versuchen es zunächst mit einfacher Literatur. Es ist auch gut, wenn die eigenen Ziele realistisch sind und ich mir darüber klar bin, wie viel Zeit und Energie ich eigentlich aufbringen kann oder will. Wenn die Schülerinnen über Zeitmangel klagen, dann entgegne ich: „Wie wär’s mit einem Podcast beim Spülen?“
Welche Trends zeichnen sich in deinem Themengebiet ab? Was wird immer wichtiger?
Sprachen selbst ändern sich ja nicht rasant, sondern eher im Schneckentempo, da kommen mal ein paar Worte hinzu, andere wirken veraltet und Strukturen werden ein bisschen vereinfacht. Das passiert aber alles sehr langsam. In der Didaktik ist man schon lange dazu übergangen, die Sprache nicht isoliert, sondern handlungsorientiert zu vermitteln. Das heißt, dass die realen Situationen, die der Nicht-Muttersprachler bewältigen muss, im Zentrum des Unterrichts stehen. Für Schülerinnen aus traditionellen Lernkulturen ist das übrigens nicht immer so einfach zu akzeptieren, die erwarten nämlich eher einen Vortrag als ein Rollenspiel.
Schnelllebiger sind die Medien, die eingesetzt werden, der Unterricht simuliert ja die Realität. Ob Youtube-Videos, Social-Media-Profile, Google-Earth, Blogs oder Podcasts – all das lässt sich gut einbeziehen, sei es um es zu besprechen, den anderen etwas zu zeigen, für eine Recherche oder für ein gemeinsames digitales Projekt. Und auch zur Ergänzung des Unterrichts bzw. zum Selbstlernen gibt es unzählige Online-Übungen, Sprach-Apps oder Erklärvideos. Deutsch zu lernen ist damit heute wesentlich einfacher, lustiger und abwechslungsreicher.
Im FCZB ist Alexandra Deak Trainerin in der Weiterbildung BERUFLICHE ORIENTIERUNG UND BERUFSBEZOGENE DEUITSCHKENNTNISSE FÜR MIGRANTINNEN.
Dieses Porträt ist Teil unserer Trainerinnen-Serie #Expertinnenwissen im FCZB.
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Kerstin Dankwerth: Mit IT-Kenntnissen für die Digitalisierung
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Dr. Jutta Franzen: Berufsorientierung? Auf die eigenen Stärken setzen!
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Dr. Karin Windt: Social Media – Mut zur Lücke
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