PORTA RESTART – Digitale Kompetenzen und Work-Life-Balance für den beruflichen Wiedereinstieg

PORTA – MEDIENKOMPETENZ UND WORK-LIFE-BALANCE FÜR DEN BERUFLICHEN WIEDEREINSTIEG ist ein kostenfreies und flexibles Lern- und Orientierungsangebot für Frauen, die ihren beruflichen Werdegang wegen gesundheitlicher Beeinträchtigungen unterbrochen haben. Die Teilnehmerinnen können sich in diesem Projekt neu orientieren und auf den beruflichen Wiedereinstieg vorbereiten.

Eine Trainerin im Projekt PORTA RESTART - Im Projekt PORTA RESTART machen Frauen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen erste Schritte zurück in Richtung beruflicher Wiedereinstieg.

Ziele

Ziel der Angebote im Projekt PORTA RESTART ist eine praxisnahe, auf die individuellen Bedürfnisse der Teilnehmerinnen zugeschnittene Vermittlung von

  • aktuellem IT-Know-how
  • Praxis-Wissen für den digitalen (Büro-)Alltag
  • kritischer Medienkompetenz
  • zielgruppenrelevanten Informationen zu Arbeitsplatz und Work-Life-Balance

Die so erworbenen Kenntnisse sollen den Frauen langfristig die erfolgreiche Rückkehr ins Erwerbsleben ermöglichen.

Aktivitäten

Je nach Vorkenntnissen können die Teilnehmerinnen in einer der folgenden Weiterbildungen digitales Know-how erwerben beziehungsweise ausbauen:

Zahlreiche kürzere Werkstätten bieten den Teilnehmenden die Möglichkeit, ihre digitalen Fähigkeiten kompakt, praxisnah und zielgerichtet auszubauen:

In der Bewerbungswerkstatt entwerfen die Frauen eine Strategie und die passenden Unterlagen für die Rückkehr ins Berufsleben.

Kompetenzbilanz, -entwicklung und -darstellung, Ergonomie sowie ein professionelles aktivierendes Coaching für jede Teilnehmerin sind ebenfalls Teil des Lernangebots. Darüber hinaus werden die Teilnehmerinnen während der gesamten Projektlaufzeit sozialpädagogisch begleitet.

Ablauf – Lernen im Projekt PORTA RESTART

Im Projekt PORTA RESTART lernen die Teilnehmenden je nach Angebot entweder in Präsenz, online oder im Blended-Learning-Format, in dem Präsenz-Lernen und Online-Lernen kombiniert werden. Damit ist PORTA RESTART eine effiziente, flexible, praxisnahe und konkret auf den Bedarf der Teilnehmende abgestimmte Weiterbildungsmöglichkeit: An den online in Webinaren stattfindenden Angeboten können die Teilnehmerinnen von zu Hause (oder vom Arbeitsplatz aus) teilnehmen. Während der Trainingseinheiten in Präsenz können sie sich mit anderen Teilnehmerinnen vor Ort austauschen, miteinander diskutieren und gegenseitig motivieren.

Die Inhalte der IT-Module werden großteils online und asynchron vermittelt. Die Teilnehmerinnen wählen die für sie beruflich relevanten Inhalte individuell aus und lernen bei freier Zeiteinteilung und im eigenen Tempo. Sie werden von einer erfahrenen Trainerin begleitet, die sowohl das selbstorganisierte Lernen (SOL) als auch das Gruppenlernen fördert. Die modulare Form mit sich wiederholenden Inhalten und begleitetem Online-Lernen ermöglicht den Teilnehmerinnen, auch nach einer gesundheitlich bedingten Unterbrechung problemlos wieder ins Angebot einzusteigen und die Lerneinheit erfolgreich abzuschließen.

Die Kombination verschiedener Lernformen und -methoden – Blended Learning, Learning on Demand, selbstorganisiertes Lernen, Peer-Learning – zielt auf einen nachhaltigen Nutzen im Gesamtrahmen einer konstruktivistischen gender- und diversity-orientierten Didaktik. Diese bezieht insbesondere den (berufs-)biografischen Hintergrund der Teilnehmenden mit ein. So kann auf individuelle Vorkenntnisse und Rahmenbedingungen eingegangen werden. Die Chancen auf Teilnahme am Erwerbsleben werden für jede Einzelne erhöht.

In den meisten Angeboten lernen die Teilnehmenden an zwei festen 3-stündigen Terminen in der Woche gemeinsam. Wie viel Zeit jede zusätzlich investiert, ist individuell gestaltbar. Die durchschnittliche Lernzeit pro Teilnehmerin beträgt 25 Stunden pro Woche. Aus didaktischen Gründen lernen in jeder Lerngruppe maximal 15 Teilnehmerinnen zusammen. Das fördert das Zusammengehörigkeitsgefühl und den Austausch untereinander. Gerade für diese Zielgruppe ist das Gruppengefühl ein wichtiges Element. Viele Teilnehmerinnen fühlen sich aufgrund ihrer gesundheitlichen Beeinträchtigungen vor Beginn der Weiterbildung sozial isoliert. In den Angeboten von PORTA RESTART lernen sie, sich Handlungsoptionen zu erarbeiten, um die Isolation zu durchbrechen und wieder selbstbestimmt am sozialen Leben teilnehmen zu können.

Besonderheiten des Projekts – Warum machen wir das?

Das FCZB hat bereits 2008 die profunde Analyse Berufliche Weiterbildung von Frauen mit Behinderungen in Berlin vorgelegt. Diese Studie wurde im Auftrag der Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales erstellt und 2015 aktualisiert. Die Analyse, die Studie und die daraus resultierenden Handlungsempfehlungen waren die Grundlage für das Vorgängerprojekt Projekt Porta – Medienkompetenzen und Work-Life-Balance für den beruflichen Wiedereinstieg.

Viele Frauen, die mit einer Behinderung leben, müssen oder wollen (weiter) berufstätig sein. Veränderungen oder neue Anforderungen am Arbeitsplatz und deren Bewältigung bedürfen in der Regel einer Weiterbildung oder/und einer beruflichen Neuorientierung. Doch klassische Weiterbildungsmethoden in herkömmlichen Arrangements sind aus gesundheitlichen Gründen oder wegen der Anforderungen des Berufsalltags nicht geeignet. Gleichzeitig fordert das Sozialgesetzbuch, Frauen mit Behinderungen die gleichen Chancen im Erwerbsleben zu bieten – insbesondere durch in der beruflichen Zielsetzung geeignete, wohnortnahe und auch in Teilzeit nutzbare Angebote (§ 33 des SGB IX bzgl. der Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben).

Berliner Frauen mit Behinderungen sind mehrfach benachteiligt: Sie sind in geringerem Umfang erwerbstätig als Männer mit Behinderungen. Sie sind häufig in Teilzeit oder prekär beschäftigt, erwerbslos oder nicht erwerbstätig. Häufig arbeiten sie unter ihrem Qualifikationsniveau und verdienen weniger Geld als Männer.

Auch im Bereich der beruflichen Weiterbildung sind Frauen mit Behinderungen deutlich unterrepräsentiert. Das kann auch daran liegen, dass solche Weiterbildungen nicht finanziert werden, wenn die Frau vorher nicht berufstätig gewesen ist – was bei Frauen mit Behinderungen häufiger vorkommt. Auch Frauen mit Migrationsgeschichte erhalten seltener eine FbW-Förderung. Das bedeutet für Frauen mit Migrationsgeschichte und Behinderung eine Kumulation des Problems.

Kooperationen

Um die Zielgruppe zu erreichen, arbeiten wir mit diversen Akteur*innen aus der Wirtschaft, mit Institutionen und anderen Projekten zusammen. Dazu gehören u.a. Berliner Frauenprojekte, Frauenberatungsstellen, berufliche Beratungseinrichtungen (Jobassistenz, JobPoints, Lernläden etc.), Träger der Leistungen zur beruflichen Rehabilitation, Integrationsdienste, Reha/SB-Teams der Jobcenter und Selbsthilfeorganisationen (u.a. das „Netzwerk behinderter Frauen e.V.“ und „RuT – Rad und Tat e.V.“).

Ergebnisse und Erfolge

Nach wie vor existieren sowohl in Berlin als auch bundesweit zu wenige flexibel ausgerichtete Weiterbildungen, die die Lebensrealitäten von Frauen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen adäquat berücksichtigen.

Seit 2003 entwickelt das FCZB regelmäßig modulare Teilzeit-Qualifizierungsangebote für Frauen mit Behinderungen bzw. gesundheitlichen Beeinträchtigungen und führt diese durch. Das erste Angebot – im Rahmen der EU-Gemeinschaftsinitiative EQUAL – umfasste ein modulares Lernsetting für Frauen mit Krebserkrankungen.

Seitdem verbinden wir in den Angeboten für die Zielgruppe digitale Kompetenzen und Internet-Know-how mit Themen der beruflichen (Neu-)Orientierung und Work-Life-Balance. Im Laufe der Jahre wurde das Weiterbildungskonzept zielgruppenorientiert didaktisch weiterentwickelt.

2007 wurde das FCZB für den innovativen Ansatz des Projektes „Medienkompetenzen für Frauen mit Behinderungen aufgrund von Krebserkrankungen“ mit dem 1. Preis im Wettbewerb „Wege ins Netz 2007“ ausgezeichnet, „weil es dem FrauenComputerZentrumBerlin äußerst sensibel gelungen ist, die Bedürfnisse dieser Zielgruppe anzugehen“ (aus der Begründung der Jury).

In allen FCZB-Angeboten für diese Zielgruppe lag die Zahl der Interessentinnen weit über der Zahl der Fortbildungsplätze. Das liegt auch daran, dass die Teilnehmerinnen die individuellen und sehr flexiblen Bildungsformate sehr schätzen: Diese räumen viele Barrieren aus dem Weg, die Frauen mit Behinderungen oder gesundheitlichen Beeinträchtigungen häufig daran hindern, an einer Weiterbildung teilzunehmen.

Abschließende Projektevaluationen haben ergeben, dass die Kombination aus flexiblem Lernsetting, modularem Aufbau und Blended Learning ausschlaggebend dafür ist, dass Frauen sich für die PORTA-Angebote entscheiden und dauerhaft an ihnen teilnehmen.


Das Projekt PORTA RESTART – DIGITALE KOMPETENZEN UND WORK-LIFE-BALANCE FÜR DEN BERUFLICHEN WIEDEREINSTIEG wird im Rahmen des ESF Plus Sozialfonds aus Mitteln der Europäischen Union und des Landes Berlin gefördert.