Erfolgsgeschichten: IT-Trainings für geflüchtete Frauen. Aus dem Reisetagebuch der MIKADO-Multiplikator*innen-Schulung (2)

Unsere Multiplikator*innenschulung MIKADO konnte in den letzten zwei Jahren Projekte aus ganz Deutschland bei der Umsetzung von IT-Trainings für geflüchtete Frauen begleiten. Die MIKADO-Mitarbeiterinnen haben einige dieser IT-Trainings besucht und stellen sie in ihrem MIKADO-Reisetagebuch vor. Teil 2: Norderstedt. Von Amina Rayan

Ergebnis der MIKADO - Multiplikator*innen-Schulung: IT-Trainings für geflüchtete Frauen in ganz Deutschland. Foto © FCZB, Digital Empowerment Training in einer Berliner Unterkunft 2017

IT-Training in Norderstedt: Zusammenarbeit mehrerer Kooperationspartner*innen vor Ort

Barbara H. pendelt regelmäßig von Hamburg nach Norderstedt im Süden Schleswig-Holsteins. Hier  ist sie Mitarbeiterin des Diakonischen Werks Hamburg-West/Südholstein. Unterstützt von der Leitung der Einrichtung Flüchtlings- und Migrationsarbeit Norderstedt hat sie gemeinsam mit Kolleginnen einen Computerkurs für geflüchtete Frauen organisiert, Vorbild ist Digital Empowerment vom FrauenComputerZentrumBerlin.

Auf MIKADO, die Multiplikator*innenschulung zu Digital Empowerment, wurde Barbara über ihr berufliches Netzwerk aufmerksam. „Ich fand die Idee eines IT-Trainings für geflüchtete Frauen in Norderstedt gut, aber erstmal habe ich mich umgehört, ob es machbar ist“, sagt Barbara: „Mein Tipp: Von Anfang an die Umsetzbarkeit eines Projekts prüfen und Kooperationspartner*innen vor Ort zur gemeinsamen Durchführung gewinnen.“ Ob Räume und Geräte verfügbar sind und genügend mögliche Teilnehmer*innen ansprechbar sind, müsse zuerst geklärt werden. Barbara hörte sich mit Erfolg in ihrem Netzwerk in Norderstedt um. Die Laptops für den Kurs stellte die Stadt Norderstedt zur Verfügung.

Wissen steckt man nicht in eine Schublade

Als Trainerin für den Computerkurs konnte Barbara ihre Arbeitskollegin Hero H. gewinnen. Die holte die ehrenamtliche Mitarbeiterin Ahlam A. mit ins Boot. Beide nahmen an der MIKADO-Multiplikator*innenschulung teil. Gut fand Barbara, dass Hero und Ahlam direkt nach der Weiterbildung das Erlernte in einem eigenen Computertraining umsetzten, denn: „Wissen steckt man nicht in eine Schublade“, sagt Barbara.

Ergebnis der MIKADO - Multiplikator:innen-Schulung: IT-Training für geflüchtete Frauen in Norderstedt unter Corona-Bedingungen: Laptops, Abstand und Desinfektionsmittel. Foto: Barbara Heyken

IT-Training während der Pandemie

Stattgefunden hat das Computertraining im iNTERPUNKT, einer Beratungsstelle für Migrantinnen. Die Integrationsbeauftragte der Stadt Norderstedt, Heide K., hatte den Raum zur Verfügung gestellt. „Das war schön, dass die Räumlichkeiten endlich genutzt wurden“, erzählt sie. Denn kurz nach der Eröffnung der Beratungsstelle im Februar 2020 kam Covid – und der iNTERPUNKT blieb leer.

Der Raum, in dem das Training stattfand, ist groß, so dass die Teilnehmerinnen die Pandemie-bedingten Mindestabstände einhalten konnten. Durch die vielen Fenster scheint Tageslicht hinein, obwohl die Beratungsstelle im Erdgeschoss liegt. „Die Nachfrage ist so groß gewesen, dass ich sieben Frauen in den Kurs aufgenommen habe“, erzählt Trainerin Hero. Sie hat die Werbung für das IT-Training gemacht. Das große Interesse hat sie überrascht. Ursprünglich war ein Training für fünf bis sechs Frauen geplant. „Einmal musste ich eine Frau nach Hause schicken, weil sie krank war“, erzählt Hero lachend, „die Teilnehmerin wollte trotz Erkältung zum Training kommen, um bloß nichts zu verpassen“.

Nach dem Kurs: Netzwerke bleiben, neue Ideen kommen

Die Signal-Gruppe, die Hero für den Kurs anlegte, ist auch nach Kursende noch aktiv. „Die Frauen tauschen sich immer noch in der Gruppe aus“, sagt sie. Gerade erst habe eine Frau gefragt, wie das nochmal ging:  eine Word-Datei in ein PDF umwandeln. Das hatten sie im IT-Training zwar geübt, jedoch konnte die Frau sich nicht mehr an alle Schritte erinnern.

Da es in den Räumen des iNTERPUNKT keinen Drucker gab, musste Hero kreativ werden. „Das Drucken habe ich in meinem Büro gezeigt“, sagt sie. Zwei Mal hat sie mit jeweils drei Teilnehmerinnen in ihrem Büro eine Lerneinheit zum Thema Drucken gemacht.

Heide möchte gerne für zukünftige Kurse einen Drucker anschaffen. Außerdem hat sie die Idee, ein Computer-Cafe zu gründen: Ein offenes IT-Training, zu dem die Frauen ohne Anmeldung kommen können, um ihre individuellen Computerfragen zu stellen. Hero denkt an ein IT-Training für geflüchtete Jugendliche, Ahlam möchte ein Computer-Training alleine anbieten. Viele gute Ideen – bevor sie verwirklicht werden, muss nur noch die Umsetzung geplant werden.

 

Hier geht es zur iNTERPUNKT – Beratungsstelle für Migrant:innen in Norderstedt und zur Flüchtlings- und Migrationsarbeit Norderstedt vom Diakonischen Werk Hamburg-West/Südholstein.


Das Projekt MIKADO – Multiplikator*innen-Schulung Digital Empowerment wird gefördert aus den Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration.

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