DigitalAngels – Mach dich stark im Netz

Im Bildungsprojekt DigitalAngels qualifizieren sich Jugendliche* zwischen 14 und 19 Jahren als ehrenamtliche Medienscouts für Themen der digitalen Selbstverteidigung. DigitalAngels richtet sich an Mädchen, junge Frauen und Jugendliche, die nicht in das binäre Geschlechtersystem passen. Unterschiedliche Lebenserfahrungen bereichern dabei die Gruppen.

Im Projekt DigitalAngels qualifizieren sich Jugendliche* als ehrenamtliche Medienscouts für das Thema digitale Selbstverteidigung.

DigitalAngels ist im Januar 2021 mit der Feinkonzeption und dem Aufbau von Kooperationen gestartet. Das Projekt hat eine Gesamtlaufzeit von drei Jahren. Jedes Jahr beginnt ein neuer Medienscout-Fortbildungszyklus, der mehrere Monate umfasst. Pro Durchgang können 16 Jugendliche* teilnehmen. Die Fortbildung wird mit einem Zertifikat abgeschlossen.

Ziele

In einer Workshop-Reihe erhalten die Teilnehmenden Raum für Erfahrungsaustausch und erwerben Wissen und praktisches Know-how zu Formen digitaler Gewalt genau wie zu Sicherheit im Netz. Im Laufe des Projekts lernen sie eigene Projekte zu entwickeln und das erlangte Know-how an ihre jeweilige Peergroup weiterzugeben.

Konkret heißt das: Mädchen, junge Frauen und nicht-binäre Jugendliche

  • stärken ihre digitale Mündigkeit
  • lernen, in der digitalisierten Welt aktiv und selbstbestimmt sichtbar zu werden
  • vernetzen sich mit Gleichaltrigen mit und ohne Erfahrungen mit digitaler Gewalt
  • werden zu ehrenamtlichem Engagement ermutigt
  • bauen Selbstvertrauen und Eigenverantwortung aus
  • lernen die Kraft der Solidarität kennen

Wir wollen Mädchen, junge Frauen und nicht-binäre Jugendliche mit diversen kulturellen, sozialen und familiären Hintergründen zusammenbringen.

Warum machen wir das?

Die digitale Transformation unserer Welt bietet viele Chancen. Sie birgt aber auch Gefahren, die Politik und Gesellschaft vor neue Herausforderungen stellen. Digitale Alltagsrealitäten prägen insbesondere die Lebenswelt von Jugendlichen: Sie vernetzen sich in sozialen Medien und pflegen ihre Freundschaften im Netz. Dabei machen sie nicht nur positive Erfahrungen. Viele junge Menschen werden mit falschen oder beleidigenden Inhalten und Bildern über die eigene Person und Hassbotschaften im Netz konfrontiert, einige auch mit Fällen von (Cyber-)Mobbing. Gesellschaftlich wirksame Macht- und Diskriminierungsstrukturen werden dabei im digitalen Raum reproduziert. Besonders Mädchen, junge Frauen und Menschen, die aufgrund ihrer geschlechtlichen Identität nicht ins System passen, sind davon betroffen. Oft reagieren sie darauf mit Rückzug aus ihren sozialen Netzwerken. Dadurch werden sie aus dem (digitalen) öffentlichen Raum und damit aus gesellschaftlichen, politischen und demokratischen Diskursen verdrängt. Die Konsequenzen reichen von ausbleibender gesellschaftlicher Integration und/oder Partizipation von Mädchen, junge Frauen und nicht-binären Jugendlichen bis hin zur Traumatisierung durch digitale Gewalt.

Hier setzt das Projekt DigitalAngels an: Mädchen, junge Frauen und nicht-binäre Jugendliche lernen, sich im Netz zu verteidigen – und bleiben so hörbar.

Wie machen wir das?

Die Inhalte des Projekts vermitteln wir in einer mehrmonatigen Workshop-Reihe im hybriden Format. Der reale Raum verschmilzt dabei mit digitalen Tools. Das didaktische Konzept von DigitalAngels ist projektbasiert: Die Teilnehmenden geben das erworbene Know-how in einer Praxisphase beratend und unterstützend an ihre Peergroup weiter. So wenden sie das Gelernte direkt an.

Konkrete Inhalte der Workshops sind

  • Formen, Verbreitung und Auswirkungen von digitaler Gewalt
  • Machtstrukturen, Sexismus und sexuelle Selbstbestimmung
  • Digitale Kompetenzen und sicheres Bewegen in virtuellen Räumen
  • Chancen und Gefahren digitaler Räume
  • Informationelle Selbstbestimmung und digitale Selbstverteidigung
  • Methodisch-didaktische Grundlagen
  • Entwicklung von Projektideen mit Hilfe von Kreativtechniken
  • Teamarbeit und Kommunikation

Während des Projekts ermutigen wir die Teilnehmenden, eigene Ideen einzubringen. Durch den partizipativen Ansatz können wir DigitalAngels an die Bedürfnisse und Lebenswelten der Teilnehmenden anpassen.

Kooperationen

Die Workshop-Reihen von DigitalAngels fanden bisher berlinweit in Kooperation mit dem Hermann-Hesse-Gymnasium (2021–2022), der Schule am Schloss (2022–2023), der Freien Waldorfschule Kreuzberg (2023) und der Schule am Schillerpark (2023) statt. Die Angebote finden in festen Gruppen statt, die sich über einen festen Zeitraum treffen. Die festen Gruppen sind wichtig, damit wir untereinander Vertrauen aufbauen können. Nur so kann ein Safer Space (sichererer Raum) für Erfahrungsaustausch und Verbundenheit entstehen.

Über die Workshop-Reihen hinaus bieten wir Workshops mit thematischen Schwerpunkten in Jugendfreizeiteinrichtungen und weiteren Schulen und für Fachkräfte der Jugendarbeit an.

Ergebnisse

Dank einer Kooperation mit dem Jugend-Gendermagazin meinTestgelände werden die Teilnehmenden von DigitalAngels mit ihren Aktionen noch sichtbarer und hörbarer. Auf meinTestgelände hat DigitalAngels ab Mai 2023 eine eigene Redaktionsgruppe, in der Artikel von Teilnehmenden zu ihren Gedanken und Erfahrungen mit der hybriden Welt erscheinen. Die Jugendlichen erhalten für ihre Beiträge ein kleines Honorar von meinTestgelände.

In unserem Abschlussjahr 2023 haben wir zusammen mit Digitalcourage e.V. und Jördis Dörner von Learning Architects eine Broschüre in der Reihe kurz&mündig erstellt.

 

* Wir haben uns viele Gedanken dazu gemacht, wen wir mit unserem Projekt erreichen möchten. In aktuellen Studien zu digitaler Gewalt findet noch immer eine binäre Geschlechteraufteilung statt, sodass vor allem Mädchen und Frauen als von digitaler Gewalt betroffen sichtbar werden. Hinter den Kategorien „Mädchen“ und „Frau“ stehen jedoch vielfältige Identitäten. Unsere Erfahrungen im Projekt zeigen, dass sich auch Jugendliche, die sich nicht in das binäre Geschlechtersystem einordnen können, in unseren Workshops sehr wohl fühlen. DigitalAngels ist deswegen ein Projekt für alle, die sich als Mädchen oder Frau verstehen, es nicht mehr sein wollen, es gerne sein möchten oder sich keinem Geschlecht zuordnen. DigitalAngels soll ein Projekt sein, das Schutzräume bietet und Solidarität unter Betroffenen stärkt.

Veröffentlichungen

DigitalAngels bei Mädchen.Medien.Bildung vom Institut für Medienpädagogik und Kommunikation Hessen e.V. (Video)

„Es gibt nicht die eine Lösung, die immer funktioniert.Interview mit Maria Fischer zum Projekt DigitalAngels. In: Frauenhauskoordinierung e.V.: Fachinformation Prävention. Geschlechtsbasierter Gewalt nachhaltig entgegenwirken.

Digitale Selbstverteidigung in einer hybriden Welt – Erfahrungen aus der Praxis. In: gender&digital. Von der Generation mittendrin im digitalen Zeitalter?

DigitalAngels beim Roundtable: Geschlechtsbezogene digitale Gewalt der Veranstaltungsreihe zu den Handlungsempfehlungen des Dritten Gleichstellungsberichts: Digitalisierung geschlechtergerecht gestalten

DigitalAngels im Tagesspiegel Berlin: „Mit Girlpower gegen Gewalt im Netz“

Projektleiterin Maria Fischer über sichere Passwörter im Rahmen der Dokumentation des Fachtages „Sicher und Selbstbestimmt“ zu Schutz vor digitaler Gewalt und Datensicherheit

Auswahl vergangener Veranstaltungen

DigitalAngels bei der re:publica 2023 in Berlin

DigitalAngels bei der re:publica 2022 in Berlin

DigitalAngels im Haus der Kulturen der Welt in Berlin

DigitalAngels zu Gast bei der Girls Week der Zentral- und Landesbibliothek Berlin

DigitalAngels bei der Fachtagung Digitale Mädchen*(t)räume

DigitalAngels bei den bundesweiten Aktionstagen Netzpolitik & Demokratie

 


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