Seit vier Jahren bietet das FrauenComputerZentrumBerlin e.V. (FCZB) mit dem Projekt MIKADO Weiterbildungen für Personen an, die geflüchteten Frauen IT-Kompetenzen vermitteln möchten. Zum Abschluss der Projektlaufzeit 2021/22 trafen sich IT-Trainer*innen aus ganz Deutschland, um sich auszutauschen und von Erfolgen, aber auch Herausforderungen zu berichten. Gleich zu Beginn gab es gute Nachrichten.
Am 25. November 2022 lud das FCZB zur hybriden Fachkonferenz MIKADOplus ein. Erfreulicherweise konnten nach der Corona-Pause einige Teilnehmende in den Räumen in Berlin-Kreuzberg persönlich anwesend sein. Das Tagesprogramm versprach einen umfassenden Einblick in die Train-the-Trainer-Schulungen – aber auch in das Modellprojekt Digital Empowerment, ein flexibles IT-Training für geflüchtete Frauen, angeboten seit 2016 vom FCZB. Der Austausch über die Praxis der IT-Trainer*innen stand mit Vorträgen zweier MIKADO-Teilnehmerinnen sowie der Präsentation des neuen Leitfadens zu MIKADOplus im Zentrum der Fachkonferenz. Hierum geht es auch in unserem Video.
„Starke Frauen weiter stärken“
Von Seite der Fördermittelgebenden nahm Frau Dr. Baldow aus dem Arbeitsstab der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration an der Konferenz teil. Sie betonte, das FCZB könne mit MIKADO auf eine phantastische Bilanz zurückblicken. Das Projekt leiste einen wichtigen Beitrag dazu, dass geflüchtete Frauen ihre Medienkompetenz und Handlungsfähigkeit im digitalen Raum verbessern und sich gegenseitig vernetzen können. Es trage dazu bei, „starke Frauen weiterhin zu stärken.“ Darüber hinaus betonte Frau Dr. Baldow, dass die Frauen dann auch selbst als Multiplikatorinnen wirken und andere ermutigen können, im digitalen Raum aktiv zu werden.
Das Projekt MIKADOplus richtet sich insbesondere an Frauen, die selbst eine Migrationsgeschichte beziehungsweise Fluchterfahrung haben. Der Peer-to-Peer Ansatz des Projektes wurde während der gesamten Konferenz besonders gewürdigt.
Good Practice & Erfahrungsaustausch
„Das ist ein Erfolg von MIKADO, dass die geflüchteten Frauen weitergeben können, was sie selbst gelernt haben“, betonte Jyldyz Umetalieva, die als Jobcoach bei der Caritas Stuttgart arbeitet. Sie ist eine der beiden MIKADOplus-Teilnehmerinnen, die ihre Erfahrungen auf der Fachkonferenz präsentierten. Als Trainerin die Frauen einfach mal machen zu lassen und die gegenseitige Unterstützung unter den Teilnehmerinnen zu fördern, hält sie für besonders wichtig. Darüber hinaus empfiehlt sie zukünftigen IT-Trainer*innen, eine Kinderbetreuung unbedingt im Vorfeld zu organisieren. Auch mit einer Kombination aus Deutschkurs und der Schulung von IT-Kompetenzen hat Jyldyz Umetalieva gute Erfahrungen gemacht.
Zarghona Shalizi aus Nürnberg hob hervor, wie wichtig es ist, für alle Inhalte genügend Zeit einzuplanen. Vor jedem Unterrichtstag sollten darüber hinaus Ziele festgelegt werden. Auch eine Feedback-Runde am Ende jeden Tages ist für sie obligatorisch. So erhalten die Frauen Klarheit über Erreichtes und die Trainerin könne im Weiteren auch auf Wünsche eingehen und den Unterricht an die Bedürfnisse der Frauen anpassen. Ihrer Erfahrung nach bleiben die Frauen so über lange Zeit motiviert. Zarghona Shalizi hatte in Afghanistan Englisch studiert und für internationale Unternehmen gearbeitet, bevor sie nach ihrer Ankunft in Deutschland selbst zunächst die Sprache lernen musste. Heute arbeitet sie bei einem Verein in Nürnberg, der Auszubildende mit ausländischen Unternehmer*innen zusammenbringt. Im letzten Jahr hat sie nach der MIKADOplus-Weiterbildung selbst erfolgreich einen IT-Kurse für geflüchtete Frauen in Nürnberg organisiert und durchgeführt.
Herausforderungen & Besonderheiten von MIKADO.
Der neue Leitfaden gibt Hilfestellung.
Dass die an den Computer-Kursen teilnehmenden geflüchteten Frauen häufig vor ganz besonderen Herausforderungen stehen, unterstreicht die Projektmitarbeiterin Amina Rayan. Spontane Vorladungen zu Behörden und Ämtern, verpflichtende Deutschkurse sowie fehlende Kinderbetreuung führten zu geringer Planungssicherheit. Für die Frauen ist es deshalb oft schwierig, regelmäßig an den Kursen teilzunehmen. Eine Lösung bieten offene beziehungsweise halboffene Trainings. Hier können Teilnehmerinnen mit unterschiedlichen Vorkenntnissen und unregelmäßiger Möglichkeit zur Teilnahme zusammen lernen. Genau diese Besonderheit nimmt auch der pünktlich zur Fachkonferenz erschienene Leitfaden in den Blick: »Konzepte und Grundlagen für die Durchführung von IT-Trainings für geflüchtete Frauen« dient als Orientierung für alle, die planen, (halb)offene IT-Kurse für geflüchtete Frauen anzubieten und kann als PDF frei heruntergeladen werden.
Nächste Runde – MIKADO open up bereits in Planung
Die Geschäftsführerin des FCZB, Dr. Karin Reichel, verkündete bereits bei der Begrüßung erfreuliche Nachrichten. Die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration fördert das MIKADO-Nachfolgeprojekt bis Ende 2024. Unter dem Namen MIKADO open up bietet das FCZB im Jahr 2023 zunächst vier Trainings an, für die sich Multiplikator*innen laufend anmelden können. Das Ziel sei, so Projektleiterin Sibylle Würz, dass sich die IT-Trainings im Stil von Digital Empowerment im gesamten Bundesgebiet etablieren und in Zukunft laufend stattfinden.
Dabei liegt der Fokus auf der weiteren Vernetzung der Trainer*innen untereinander sowie auf dem Aufbau einer Online-Akademie: MIKADO open up werde hier den über die Jahre gewachsenen Materialpool noch erweitern. Mit einem Selbstlernkurs und zusätzlichen Workshops zu Themen, die für geflüchtete Frauen relevant sind, wollen die Projektmitarbeiterinnen zahlreiche Informationen und Materialien frei online zugänglich machen.
Direktlinks:
MIKADOplus (Projektlaufzeit: 2021/22)
MIKADO open up (Projektlaufzeit: 2023/24)
DIGITAL EMPOWERMENT
Leitfaden I MIKADO
Leitfaden II MIKADOplus
Das Projekt MIKADOplus MULTIPLIKATOR*INNEN-SCHULUNG DIGITAL EMPOWERMENT – INTERKULTURELLE WEITERBILDUNG ZUR IT-MULTIPLIKATOR*IN wird gefördert aus den Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, der Beauftragten der Bundesregierung für Antirassismus.