Apps, E-Mail und Videotelefonie: Digital Empowerment unter veränderten Bedingungen

Digital Empowerment für Frauen mit Fluchterfahrung: Eigentlich treffen sich die Teilnehmerinnen einmal in der Woche mit ihren Trainerinnen zum gemeinsamen Deutsch- und IT-Training, entweder im FCZB oder in einer Unterkunft. Das ist in Zeiten von Corona nicht möglich. Fortbildungsleiterin Sarah Rüger berichtet, wie es trotzdem weitergeht.

Wie führt ihr das Training im Moment weiter?

Für die Gruppe im FCZB geht das Training vor allem per E-Mail weiter, für die Frauen in der Unterkunft per Smartphone und Telefon.

Kannst du erzählen, wie das genau funktioniert?

Viele der Frauen, die sonst zum Training ins FCZB kommen, haben schon Vorkenntnisse. Sie erhalten E-Mails mit binnendifferenzierten Aufgaben. Die Teilnehmerinnen bearbeiten die Aufgaben und schicken sie zu einem vereinbarten Zeitpunkt an die Trainerinnen zurück. Diese korrigieren und geben Feedback – in der Regel per E-Mail. Die Teilnehmerinnen können aber auch mit den Trainerinnen telefonieren und die Aufgaben besprechen.

Die Frauen in der Unterkunft sind Anfängerinnen. Kommunikation ist hier nur über Telefon und Messenger-Apps möglich. Wir haben die Frauen ihren Erstsprachen nach in Gruppen aufgeteilt. Jede Gruppe trifft sich mit der Trainerin über eine Messenger-App, wenn nötig ist auch eine Übersetzerin dabei. So unterrichten wir vor allem Deutsch.

Nach der Sitzung erhalten die Teilnehmerinnen ebenfalls über eine Messenger-App Materialien wie Screenshots oder Lernschrittvideos, um zu Hause weiter zu üben. Sie arbeiten auch mit Lernkarteien live und lernen selbstständig mit Lernplattformen. Über Videotelefonie können die Frauen untereinander kommunizieren, Dialoge üben oder sich über das Thema der Woche austauschen.

Gibt es schon Erfolgserlebnisse?

Ja, vor allem die Frauen aus der Unterkunft sind mittlerweile sehr motiviert und froh, trotz Ausgangsbeschränkungen und social distancing weiterlernen zu können.

Allerdings ist die Aufmerksamkeit eine andere, deshalb wird nicht so lang am Stück unterrichtet wie normalerweise.

Was braucht ihr, um das Training an die veränderten Bedingungen anzupassen?

Internetzugang und PCs. Die meisten Teilnehmerinnen besitzen keinen PC oder haben keinen (stabilen) Internetzugang oder nur ganz wenig Datenvolumen.

Und wir brauchen flexible Angebote, die die Frauen am Smartphone und auch außerhalb der Kurszeiten nutzen können.

Wie sieht es mit den  Lernbedingungen der Teilnehmerinnen aus?

Unterschiedlich. In der Regel sind sie mit ihren Familien zu Hause und haben wenig Zeit und Raum für sich, wenig Ruhe. Schließlich sind die Kinder jetzt auch zu Hause und die Frauen haben wenig Zeit allein. Dazu kommt der erschwerte Zugang zu PCs und zu stabilem Internet.

Was hat sich für die Trainerinnen verändert?

Die Art der Vorbereitung ist anders. Die Trainerinnen müssen jetzt vieles umstellen und Materialien anpassen  oder neu entwickeln. So erhalten die Frauen in der Unterkunft kleine selbstgedrehte Videos zu den Lernthemen, z.B. zum Thema „Arztbesuch in Deutschland“ (vgl. Ausschnitt oben).

Welches Ziel habt ihr euch für Digital Empowerment für die nächste Zeit gesetzt?

Den Kontakt zu den Frauen zu halten, sie individuell eng zu begleiten und sie weiter bei ihren Themen zu unterstützen – Themen, die je nach Frau ganz unterschiedlich sind.

 

Das Projekt DIGITAL EMPOWERMENT AND INFORMATION ACCESS FOR REFUGEE WOMEN wird gefördert aus Mitteln der Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung, Abteilung Frauen und Gleichstellung.