#SchnellErklärt: Spurlos durchs Netz – anonym surfen mit Tor

Du willst möglichst unerkannt durchs Internet surfen? Dabei kann dir das Netzwerk Tor helfen. Es anonymisiert deine Verbindungsdaten in Echtzeit, so dass sie nicht entschlüsselt werden können. Wir zeigen dir, wie das Netzwerk funktioniert und was es mit einer Zwiebel zu tun hat.

#SchnellErklärt: Anonym surfen mit Tor

Tor steht für The Onion Routing. Onion bedeutet Zwiebel, und die besteht bekanntermaßen aus mehreren Schichten. So funktioniert auch Tor.

Um zu einer bestimmten Website zu kommen, gibst du normalerweise die Internetadresse (URL) im Browser ein und wirst direkt dorthin geleitet. Im Hintergrund werden deine IP-Adresse und meist noch andere Verbindungsdaten deines Rechners übertragen.

Mit Tor wird deine Route verschlüsselt. Das heißt, deine Anfrage wird in mehrere Datenpakete aufgeteilt, und die werden über mindestens drei unterschiedliche Knoten (Nodes) zur gewünschten Website weitergeschickt.

Die Knoten sind Server in aller Welt, und je mehr Knoten an einer Route beteiligt sind, desto schwieriger wird es, die Informationen zu entschlüsseln. Denn jeder Knoten verschlüsselt die empfangenen Daten, bevor er sie weitergibt. Das bedeutet, von Station zu Station gibt es eine weitere Verschlüsselungsschicht. Wie bei einer Zwiebel.

Ein Knoten erkennt immer nur seinen Vorgänger und seinen Nachfolger, aber nie den gesamten Weg. Das sorgt für Anonymität. Das heißt, wenn jemand versucht, deine Daten zu hacken, müsste er die gesamte Route zurückzuverfolgen – und das ist so gut wie unmöglich. Genauso wenig, wie du durch alle Schichten bis ins Innere der Zwiebel gucken kannst. Und weder die aufgerufene Website noch der Internetanbieter erfahren, wer die Anfrage gestellt hat.

„Privatsphäre ist ein Recht, kein Privileg“

#SchnellErklärt: Anonym surfen mit Tor CC by SA (MTMedia.org)
MTMedia.org CC by SA

Was ist Tor?

Tor ist ein kostenloses Netzwerk mit zahlreichen Servern in der ganzen Welt. Es wird von Ehrenamtlichen betrieben, ist kostenlos und werbefrei. Der Tor-Browser, also das Tool, über das du online gehst, basiert auf dem Webbrowser Mozilla Firefox.

Was Tor kann, ist auf der Projektseite ausführlich beschrieben – wir fassen es hier für dich zusammen:

Tor blockiert Tracker

Jede Webseite, die du besuchst, wird vom Tor-Browser so verschlüsselt, dass Tracker und Werbung dir nicht folgen und deine Daten abgreifen können. Nach deinem Surfen werden alle Cookies und dein Browserverlauf automatisch gelöscht.

Tor verteidigt dich gegen Überwachung

Wenn du Tor nutzt, kann niemand sehen, wo und wie du im Netz surfst, kann also deine Daten nicht ausspionieren und analysieren.

Tor verhindert Fingerprinting

Für den Tor-Browser sehen alle Nutzer*innen gleich aus. Also nicht als Person, sondern vom Surfverhalten, z.B. Betriebssystem, Software, Software-Konfiguration u.ä. Wenn alles dasselbe zu sein scheint, ist es schwierig(er), deinen digitalen Fingerabdruck zu bekommen und dich online nachzuverfolgen.

Tor ermöglicht freies Surfen

Wenn du Tor nutzt, kannst du anonym und frei auf alle Websites zugreifen. Vor allem für Menschen, die politisch verfolgt werden oder in Diktaturen leben, ist Tor also eine Möglichkeit, sich anonym im Internet bewegen zu können. Auch Journalist*innen, die verdeckt recherchieren wollen, nutzen das anonyme Netzwerk, um ihre Quellen und Informant*innen zu schützen.

So betreiben zum Beispiel die großen Medienhäuser Deutsche Welle und die BBC eigene Tor-Server. Sie stellen ihre Internetseiten über den sogenannten Onion-Service bereit und bieten so einen anonymen Zugang zu freien Medien. Damit können ihre Nutzer*innen Zensurmaßnahmen von antidemokratischen Staaten umgehen.

„Warum Privatsphäre wichtig ist“

So benutzt du Tor

  1. Lade die Tor-Programm von der Website des Tor-Projekts herunter und installiere es auf deinem Rechner. Es ist für Windows, MacOS und GNU/Linux in 25 Sprachen verfügbar. Dort findest du übrigens auch eine Dokumentation, einen Blog und kannst den Tor-Newsletter abonnieren.
  2. Das Programm lädt eine Liste aller vorhandenen und verwendbaren Tor-Server herunter, um sich mit dem Tor-Netzwerk verbinden zu können.
  3. Um anonym zu surfen, gibst du eine Internetadresse (URL) ein. Jetzt wird eine zufällige, aber verschlüsselte Route über mehrere Server zu deinem Ziel hergestellt.

Dein Rechner baut jetzt eine Verbindung zum ersten Server oder Knoten auf (Guard genannt) und „sagt“ diesem, welche Website du aufrufen willst. Dieser Server leitet die Anfrage weiter an den nächsten Server und dieser an den nächsten … an den nächsten … an den nächsten. Nur der letzte Knoten (Exit Node) kommuniziert mit der öffentlichen Website. Alle Knoten werden zufällig aus der Serverliste gewählt, die Route wird ungefähr alle zehn Minuten automatisch gewechselt. Das macht eine Nachverfolgung schwierig bis unmöglich; denn dafür braucht es extrem viel Rechnerpower.

Tor in Zahlen

  • täglich etwa 2,5 Millionen Nutzer*innen, davon acht Prozent aus Deutschland
  • Hinter vielen großen Knoten stehen universitäre oder zivilgesellschaftliche Projekte, z. B Reporter ohne Grenzen und der Chaos Computer Club
  • Empfohlen von Edward Snowden

Weitere Informationen findest du

beim Torprojekt

im Tor-Dossier von Heise

im Blogbeitrag von Digitalcourage

bei der Bundeszentrale für politische Bildung (mit Infos zu Darknet, Finanzierung, Widersprüchen und Geschichte)

auf der Website der Deutschen Welle

und natürlich bei Wikipedia

 

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