Mitte November war die Berliner Digitalisierungsstrategie Thema beim Netzwerk für Frauen und digitale Bildung, dem #femhubberlin09. Dabei ging es um eine feministische Perspektive auf den Digitalisierungsprozess: Wie können Berliner Frauen in all ihrer Diversität zu Gestalterinnen des Prozesses werden?

Knapp 20 der im Netzwerk zusammengeschlossenen Frauen diskutierten das Anfang Oktober von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe veröffentlichte Grünbuch zur Digitalisierung Berlins. Das Grünbuch soll den Stand der digitalen Transformation in Berlin dokumentieren – sei es in der Verwaltung oder in der Wirtschaft, in der Forschung, im Gesundheits- oder im Bildungsbereich.
Teilhabe für alle Berliner*innen?
Gleichzeitig kündigt es einen „breiten gesellschaftlichen Beteiligungs- und Diskussionsprozess“ unter Mitsprache auch der Zivilgesellschaft an. Im besten Fall heißt das: digitale Teilhabe für alle Berliner*innen.
Dieser Prozess ist für das zweite und dritte Quartal 2021 geplant. Die Ergebnisse sollen anschließend in einem Weißbuch in Ziele und konkrete Maßnahmen überführt und dann umgesetzt werden.
Frauen als Gestalterinnen der Digitalisierung
Einig sind sich die Akteurinnen des #femhubberlin darin, dass Frauen bei der Digitalisierung eine wichtige Rolle spielen. Sie sind eben keine bloßen Empfängerinnen von Angeboten zur Teilhabe und Befähigung. Zwar existiert der Digital Gender Gap. Zwar gehören mehr Frauen als Männer zur Gruppe der Nonliner, zwar fehlt mehr Frauen als Männern der Zugang zu digitalen Bildungsangeboten und Geräten.
Gleichzeitig aber arbeiten Frauen als Entwicklerinnen, Planerinnen, Forscherinnen und Managerinnen in Berlins Digitalwirtschaft. Sie beschäftigen sich mit E-Government, Smart City und Cybersicherheitskonzepten.
Wir brauchen ihre vielfältigen Erfahrungen und Expertisen. Wir brauchen die Perspektiven dieser Frauen auf alle im Grünbuch aufgeführten Handlungsfelder. Nur so lässt sich verstehen, wo besondere Bedarfe liegen, mit welchen Herausforderungen Frauen konfrontiert sind – und wie Berlin nachhaltig eine gendergerechte Digitalisierungsstrategie entwickelen kann.
Beteiligung aus feministischer Perspektive
Vor diesem Hintergrund diskutierte das #femhubberlin09 darüber, wie eine Beteiligung im Prozess aus feministischer Perspektive aussehen könnte. Das ist eine Herausforderung, nicht nur in Zeiten von Corona. Nötig sind dafür in jedem Fall breite Möglichkeiten zur Partizipation – online, wie etwa auf der Plattform mein.berlin.de, aber auch offline, ob in Stadtteilzentren oder anderswo.
Dabei gilt es, Anliegen und Gestaltungskompetenz möglichst vieler Frauen öffentlich sichtbar zu machen. Es gilt, Wege zu finden, um Frauen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen und Interessen zusammenzubringen. Nur so lassen sich ihr Wissen und ihre Erfahrung bündeln und Synergieeffekte erzielen.
Fest steht: Das #femhubberlin09 nimmt den Senat beim Wort, wenn der konstatiert: „Das Land Berlin hat erkannt, dass Frauen derzeit nicht ausreichend an der Gestaltung des digitalen Raums beteiligt sind“. In diesem Sinn fordern wir einen ergebnisoffenen Prozess auf dem Weg zum Weißbuch. Und den Zugang zu digitaler Bildung unabhängig von finanziellen Ressourcen, Alter, Gender und Bildungsstand – und warum nicht eine berlinweite Konferenz, bei der sich verschiedenste Berliner Frauen darüber verständigen, was ein digitales Berlin für sie bedeutet?