Die dritte und letzte Sessionrunde des FCZB-Barcamps stand im Zeichen von Indieweb, Technik, Sprache, analogen Räumen und Twitter.
#Indieweb
Indieweb? Unabhängiges Web? Privatsphäre? Überwachunsgskapitalismus? Wie auch in anderen Sessions ging es in dieser Runde um Freiheit im Netz, um die Kontrolle der eigenen Daten, um Alternativen zu Facebook und Google.
Louzie erklärte anhand toller Beispiele, wie wir sicher, frei und genauso vielfältig online kommunizieren und uns von den herkömmlichen Diensten emanzipieren können.
Fediverse ist ein Zusammenschluss unabhängiger sozialer Netzwerke und Microbloggingdienste. Nutzer*innen können u.a. eigene Webseiten anlegen (Socialhome), in unterschiedlichen Kanälen kommunizieren (Hubzilla), Bilder und Videos teilen (Pixelfed und PeerTube), eigene soziale Netzwerke aufbauen (friendi.ca), sich mit freien, unabhängigen Communities verbinden (GNU Social) oder über Mastodon in eigenen Gruppen unterwegs sein. Das Netzwerk wird weltweit über zahlreiche Server und mit offener Software betrieben.
„Spannend ist, dass Fediverse für alle Dienste dieselbe Software benutzt, d.h. man kann alles miteinander vernetzen und nutzen", erläutert Louzie. Und sieht noch weitere Vorteile des Indiewebs: "Hier herrscht ein komplett anderer Umgangston. Es gibt viel weniger Trolle. Die Leute sind viel konstruktiver, in den Beiträgen ist viel mehr Tiefe.“
Im Fediverse finde man alle sozialen Themen und Aktivitäten. Viele sonst marginalisierte Gruppen seien hier unterwegs, die im klassischen Internet unter Hatespeech und digitaler Gewalt leiden.
Eine andere ethische, nutzerfreundliche und datenschutzbewusste Plattform ist switching.social. Sie bietet Alternativen zu allen bekannten Programmen und Tools, ob Facebook, Twitter Instagram, Doodle, Google, Kindle, Windows, Minecraft, Slack – also zum gesamten Internet, wie wir es bisher kennen.
Louzies Empfehlung: Mut zum Wechseln. Oder Indieweb wenigstens als Ergänzung zum klassischen Internet nutzen.
Frauen für Technik begeistern
Vor einer kleinen Runde berichtete Sessiongeberin Dr. Isabelle Böhnke von ihren Erfahrungen als Ingenieurin und Sozialarbeiterin in Deutschland und Frankreich und wie unterschiedlich ihre Kompetenzen in den beiden Ländern akzeptiert werden.
Die Teilnehmerinnen sammelten Beispiele, was Frauen fördert bzw. daran hindert, sich mit Technik auseinanderzusetzen. Dabei gingen die Teilnehmerinnen von mehreren Kernfragen aus: Wie wird Begeisterung geweckt? Wie wird Begeisterung behindert? Wie kann männlich dominierte Technik für Frauen geöffnet werden?
Diskutiert wurde die auch Rolle der Eltern, die als Vorbilder die „klassische“ Arbeitsaufteilung auch aufbrechen können (Alltagsbeispiel: Die Mutter repariert die Waschmaschine, nutzt selbstverständlich ab und zu einen Bohrer etc.). Eltern-Kind-Projekte im Technikbereich könnten dazu beitragen, dass Eltern ihre Kinder geschlechtsunabhängig wahrnehmen und fördern.
Positiv
- Teilnehmerinnenzentrierung
- Projekt- und Praxisorientierung
- Kreativität, z.B. Kunstprojekte
- Der konkrete Nutzen muss im Zentrum stehen
- Gruppenprozesse/-dynamiken nutzen z.B. in Frauengruppen
- Mit einfachen Programmiersprachen beginnen (Scratch, Melody etc.)
- Schnelle, sichtbare Erfolgserlebnisse
- Role Models
- Freude, Spaß an Technik
Negativ
- Vorurteil „Frauen und Technik“
- Die Technik ist „männlich“ bzw. wird so wahrgenommen
- Sozialisation, bereits in der Kindheit: Geschlechtstypisches Spielzeug, Klischees, Normen/Wertevermittlung
- Mangel an Selbstbewusstsein und -vertrauen, sich mit Technik zu beschäftigen
- Mangel an Erfahrung
- Mangel an Freude
- Technik hat ein unattraktives/nerdiges Image
Nächste Schritte
- generationsübergreifende Workshops konzipieren
- Entwicklung genderspezifischer Onlinekurse, z.B. Konzeption von Eltern-Kind-Kursen und Technik-Online-Angeboten für Frauen
Geschlechtergerechte Sprache
Christine Olderdissen vom Journalistinnenbund stellt das Projekt genderleicht.de vor, eine Onlineplattform für diskriminierungsfreies Sprechen und Schreiben. Ob geschlechtergerechte Sprache sinnvoll ist und wenn ja, in welcher Form sie umgesetzt wird, wurde kontrovers diskutiert. Einige Teilnehmerinnen bezweifelten, ob die Schreibweise mit * Unterstrich oder anderen Zeichen gesellschaftlich akzeptiert wird. Andere kritisierten, dass es im Text zu Dopplungen komme und der Lesefluss gestört werde.
Christines Fazit: Lasst uns entspannt mit dem Thema umgehen, es gibt viele Möglichkeiten, Situationen mit neutralen Wörtern zu umschreiben. Viele Beispiels, Tipps und Tools gibt es dazu auf der Seite www.genderleicht.de
Meet up! Warum wir analoge Räume brauchen
Cornelia Eybisch-Klimpel @thevisualcoach sammelte gemeinsam mit sechs Teilnehmerinnen Argumente für analoge Räume in Zeiten zunehmender Digitalisierung. Anwesend waren v.a. Beraterinnen, so dass ein Fokus auf Beratungssituationen lag. Angeregt tauschten die Frauen ihre Argumente aus und waren sich einig, dass persönliche und analoge Treffen wichtig sind.
Kernfragen
- Warum ist es wichtig, sich persönlich zu Beratungsgesprächen zu treffen?
- Warum reichen Online-Beratungen nicht aus?
- Welchen Einfluss hat das direkte Treffen auf Frauen in der Beratungssituation?
Twitter – eine kleine Einführung
Wie der Microbloggingdienst wurde, was er ist, und wie man ihn nutzt, erzählte Sibylle Würz @edunista zu Beginn ihrer Session. Dabei ging sie auch auf die begrenzte Zeichenzahl ein und erklärte Bedeutung und Anwendung von Hashtags.
„Seit Jahren nutzen viele Menschen Twitter als Lernmedium“, erläuterte sie. „Insbesondere für Projekte im sozialen Bereich und für Menschen im Bildungsbereich ist Twitter von sehr großer Bedeutung. Und Twitter gehört weder zu Facebook noch zu Google.“ Damit reagiert Sibylle auf Vorbehalte jener Teilnehmerinnen, die z.T. eine schlechte Meinung von Twitter hatten und den Dienst für ein „Trump-Sprachrohr“ hielten.
Anfängerinnen empfahl sie, den Dienst über search.twitter.com auszuprobieren. Auch ohne einen eigenen Account lassen sich Infos und interessante Accounts suchen. „Twitter ist ein sehr übersichtlich strukturiert und macht Netzwerken und den Aufbau einer strategischen Online-Reputation leicht.“ Ihre Ausführungen waren so überzeugend, dass die Teilnehmerinnen sehr angetan waren von der Möglichkeit, sich mit Hilfe von Twitter beruflich weiterzuentwickeln und mit ihren Themen dort zu interagieren.