Karin Reichel, für genau 6 Jahre Geschäftsführerin des FCZB, hat das FCZB zum 1. September 2023 verlassen. Künftig wird sie beim NABU (Naturschutzbund Deutschland) e.V. dafür kämpfen, das Artensterben aufzuhalten. Auch wenn wir über ihren Abschied traurig waren, lässt sich kaum etwas gegen diesen Einsatz für den ultimativsten aller Zwecke einwenden.
Wir haben Karin viel zu verdanken. Das FCZB konnte unter ihrer Leitung die Anzahl der Projekte und der Mitarbeitenden verdoppeln. Partizipation wurde großgeschrieben und wir haben im FCZB so viel gelacht wie lange nicht. Anfang des Jahres haben wir uns gemeinsam mit dem FCZB-Vorstand noch einmal kräftig mit verdienten Lobeshymnen bei ihr bedankt.
In der Zusammenarbeit mit Karin habe ich besonders ihre Zuverlässigkeit, ihren Ideenreichtum und ihren Humor geschätzt. Mit Karin als Geschäftsführerin hat das FrauenComputerZentrumBerlin eine hochengagierte Expertin gehabt, die das FCZB mit innovativen Ideen und Tatendrang kontinuierlich vorangebracht hat.“
(Prof. Heike Wiesner, FCZB-Vorstandsvorsitzende)
Karin hat den Staffelstab der Geschäftsführung an ein neues Geschäftsführungs-Team, bestehend aus vier Personen, übergeben. Im ersten Teil unserer zweiteiligen Blogreihe zum Geschäftsführungswechsel teilt Karin ihre Nachgedanken dazu, was ihr als Geschäftsführerin wichtig war und welche Highlights und Herausforderungen es für sie gab. Im zweiten Blogbeitrag kommen dann die vier Neuen zum Thema geteilte Geschäftsführung zu Wort.
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Karin, wie schaust du heute auf deine Zeit als Geschäftsführerin des FCZB?
Ich bin sehr dankbar für die spannende Zeit in der Gleichstellungs- und Frauenprojekteszene, die so eine wichtige gesellschaftspolitische Aufgabe hat. Und ich bin froh, dass ich die Gelegenheit hatte, als Geschäftsführerin das FCZB mitzugestalten und mit vielen tollen Frauen an spannenden Themen zu arbeiten.
Was hat dich vor sechs Jahren gereizt, die Geschäftsführung im FCZB zu übernehmen?
Mich hat die Führungsaufgabe in einem für mich neuen Bereich der Gleichstellungsarbeit gereizt. Es war sehr spannend, daran mitzuarbeiten, die digitale Transformation der Gesellschaft geschlechtergerecht zu gestalten. Neben der Bildungs- und Sensibilisierungsarbeit war mir die geschlechtergerechte Technikgestaltung besonders wichtig, weil damit das Problem an der Wurzel gepackt wird.
Und was hattest du dir für die Zusammenarbeit mit dem Team vorgenommen?
Besonders wichtig war mir, im FCZB einen partizipativen Führungsstil umzusetzen. Als Geschäftsführerin wollte ich transparent und für alle ansprechbar sein.
Welche inhaltlichen und gleichstellungspolitischen Ziele, die du dir als Geschäftsführerin im FCZB gesetzt hattest, konntest du umsetzen?
Natürlich sind die geschlechtergerechte Gestaltung der digitalen Transformation und der Technikentwicklung große Ziele. Das FCZB leistet hier einen wichtigen Beitrag, macht technikkritische Bildungs- und Sensibilisierungsarbeit für verschiedene Zielgruppen mit vorbildlichen Vermittlungs- und Zielerreichungsquoten und Projekte zur geschlechtergerechten Technikgestaltung mit diversen Hochschulen. Allerdings habe ich vielleicht überschätzt, wie schnell und wie stark wir hier einen Impact entwickeln können. Wie groß, allgemein und umfassend die anfangs formulierten Ziele waren, wie rasant und dynamisch gleichzeitig die technischen und gesellschaftspolitischen Entwicklungen, aber auch die Akteurslandkarte ist, hatte ich zu Beginn meiner Zeit im FCZB noch nicht begriffen.
Was waren Highlights?
Für mich war jeder erfolgreiche Antrag, jedes neue Projekt und jede neue Mitarbeiterin ein Highlight, genau wie jede gemeinsam überstandene Krise und jedes gelöste Problem. Unter anderem konnten wir nach längerer Pause die Arbeit auf europäischer Ebene wieder ausweiten. Auch die Mitgründung des AGV 4B, des Arbeitgeber*innenverbands Beschäftigung, Bildung und Beratung in Berlin e. V., war ein Meilenstein, um die Arbeitsbedingungen und Löhne hier weiter zu verbessern oder schon Erreichtes zu sichern.
Wie hat sich das FCZB aus deiner Sicht unter deiner Leitung als Organisation weiterentwickelt?
Schon durch die Einführung der Leitungsrunde wurden die Projekt- und Bereichsleitungen gestärkt: Wichtige Entscheidungen zur Organisations- und Personalentwicklung haben wir dann im Team getroffen. Wir haben gut als Führungsteam zusammengearbeitet und das FCZB so demokratischer gemacht. Das FCZB arbeitet außerdem konstruktiv mit diverseren Geldgeber*innen in zahlreichen alten und neuen Arbeitsbereichen auf Landes-, Bundes- und europäischer Ebene zusammen und hat einen guten Ruf als verlässliche Projektpartnerin.
Und du selbst?
Ich habe in den sechs Jahren viel gelernt: inhaltlich, persönlich und strukturell – nicht nur aus den Erfolgen, sondern auch aus den Fehlern und Misserfolgen.
Mit welchen Herausforderungen hattest du zu tun, die vielleicht auch für das neue Geschäftsführungs-Team eine Herausforderung sein werden?
Die größte Herausforderung ist meiner Meinung nach die letztlich immer prekäre Projektförderung. Die Finanzierung der Arbeit ist abhängig von den Themensetzungen und Förderbedingungen der Geldgeber*innen sowie von den politischen und personellen Konstellationen im Berliner Senat.
Zum Schluss noch die unvermeidliche Frage: Was hat dich bewogen, die Geschäftsführung des FCZB für einen neuen Job aufzugeben?
Motiviert hat mich mein zunehmendes Unbehagen angesichts der immer deutlicheren Klimakrise, des galoppierenden Artensterbens und der voranschreitenden Umweltzerstörung. Ich wollte selbst in diesem Bereich aktiv(er) werden. Jetzt habe ich das gute Gefühl, meine Kompetenzen aktiv für eine enkeltaugliche Welt einzusetzen und dabei mit vielen Gleichgesinnten zusammenzuarbeiten.
Gleichzeitig musste ich die vertraute Gleichstellungs- und Frauenprojekteszene verlassen und meinen Status als Geschäftsführerin mit den damit verbundenen Privilegien und mein tolles FCZB-Team hinter mir lassen.
Mit welchen Gefühlen übergibst du den Staffelstab heute an das neue Geschäftsführungsteam?
Ich hab gewusst, dass wir in der Leitungsrunde super zusammengearbeitet haben. Ich wusste ja auch, dass manche in der Leitungsrunde Lust auf Führung haben. Ich wusste, ich übergebe das FCZB in gute Hände: Dieser nächste Stepp, mit einem Führungsteam, das ja auch im größeren FCZB-Team einen Rückhalt hat, ist jetzt gut möglich gewesen, glaube ich. Es war der richtige Zeitpunkt. Ich bin total davon überzeugt, dass dieser nächste Schritt auch funktioniert. Ich bedanke mich bei euch, dass ihr den Mut hattet, das zu übernehmen und ich danke vor allem dem Vorstand, dass ihr dabei bleibt. Ich wünsche dem ganzen FCZB-Team alles Gute und weiterhin viel Erfolg für die Zukunft! Ihr macht eine tolle Arbeit – macht weiter so!
„Du hast genau den richtigen Zeitpunkt gewählt zu gehen, Karin. Du hast ein tolles Team, das hast du nicht hinterlassen, sondern das hast du mit ihnen zusammen aufgebaut. Insofern kannst du auch ganz ohne Stress diesen Ort auch verlassen, es geht ja weiter. Das siehst du ja auch schon daran, dass wir als Vorstand so weiter mitmachen.“ (Prof. Heike Wiesner, FCZB-Vorstandsvorsitzende)