#SchnellErklärt: Digitale Mündigkeit – eigenverantwortlich im 21. Jahrhundert

Mündig zu sein bedeutet, Verantwortung für das eigene Leben zu tragen. Digitale Mündigkeit bedeutet, die Verantwortung für das eigene Handeln im digitalen Raum zu tragen. Mündig zu sein, bedeutet aber auch, Verantwortung für die (digitale) Gesellschaft zu tragen. Computer beeinflussen unser Leben, unser Denken, unser Handeln. Wer heute Wert auf ein freies und selbstbestimmtes Leben legt, muss Computer verstehen. Eine Handreichung von Leena Simon.

#SchnellErklärt: Digitale Mündigkeit © Mahdis Mousavi / Unsplash

Mündigkeit ist Übungssache

Leider werden Menschen zu oft mit unfreier und komplizierter Software konfrontiert, die ihnen keine Möglichkeit bietet, die Funktionsweise zu studieren. Der Umgang mit dem Computer wird oft nur aus der User*in-Perspektive vermittelt und trainiert. Welche Paradigmen hinter der Software stehen, bleibt unsichtbar.

Die Filterblase

Das World Wide Web ist riesengroß und undurchschaubar. Deswegen werden viele Informationen personalisiert bzw. für uns als Nutzerin optimiert, z.B. die Treffer der Suchmaschine. Das ist praktisch, denn so findet man schneller, was man sucht. Problematisch ist aber, dass wir meist nur das angezeigt bekommen, was wir schon kennen. Treffer, die unsere Gewohnheiten hinterfragen oder eine Gegenposition zu unserer Meinung darstellen, werden immer seltener. Das heißt, wir befinden uns in einer großen Blase, die uns die eigene Weltvorstellung als allgemeingültig widerspiegelt.

Das ist zwar sehr bequem, doch ein freier Geist möchte sich ständig hinterfragen und neu ausrichten können. In Konflikten liegt ein großes Potenzial, das wir nicht nutzen, wenn wir aus lauter Bequemlichkeit andere Meinungen ausblenden

Verantwortung und Selbstwirksamkeit

Verantwortung zu tragen bedeutet nicht, immer alles zu richtig zu machen, sondern die richtigen Fragen zu stellen und sich mit den Konsequenzen des eigenen Handelns zu konfrontieren.

  • Mach dir klar, dass dir vieles nicht bewusst ist.
  • Unterstütze und schütze Strukturen, die Transparenz und Offenheit ermöglichen.
  • Hinterfrage Strukturen, die dir vorschreiben wollen, was du zu tun oder zu denken hast.

Die Macht der Algorithmen

Algorithmen sind Befehlsketten, die z.B. festlegen, wie dir ein bestimmter Inhalt angezeigt wird. Algorithmen bestimmen aber auch oft, ob du kreditwürdig bist, eine Wohnung bekommst oder einen Job. Problematisch sind Algorithmen vor allem dort, wo sie intransparent sind und uns ihr Einfluss nicht bewusst ist.

Angewandte digitale Mündigkeit

  • Hinterfrage deine digitalen Handlungen.
  • Hinterfrage kostenlose Dienste.
  • Akzeptieren keine AGB (Allgemeine Geschäftsbedingungen) einfach so.
  • Versuche, deine Computerprobleme allein zu lösen.
  • Frische deine Kenntnisse über die Grundrechte auf.
  • Wirke in die Gesellschaft hinein.
  • Sei vorsichtig und kritisch.
  • Sei dir deiner Verantwortung bei jeder Kommunikationshandlung bewusst.

Vertrauenskriterien

Die meisten Anbieter bauen darauf, dass wir ihnen blind vertrauen. Wir müssen uns darin üben, sie zu hinterfragen. Denn digitale Mündigkeit bedeutet, dass du selbst einschätzen kannst, ob du einem Dienst, einer Quelle, einem Angebot vertrauen kannst.

  • Freie Software
  • Nähe schafft Vertrauen
  • Gestaltung der AGB
  • Umgang mit Kritik
  • Geschäftsmodell

Datenschutz und Privatsphäre

  • Gib deine Daten (und die deiner Bekannten und Verwandten) niemals ungefragt heraus.
  • Behalte die Kontrolle über deine Daten und speichere sie nicht in der Cloud.
  • Verschlüssle E-Mails und Messenger-Kommunikation.
  • Konfiguriere deinen Browser, damit du nicht getrackt werden kannst.
  • Nutze Alternativen zu Google, Facebook, Instagram, WhatsApp und Co.

Fake News und Verschwörungsideologien

  • Prüfe die Quelle von Informationen immer kritisch, besonders wenn du die Geschichte glauben willst.
  • Teile keine Informationen, die keine Quelle enthalten.
  • Prüfe Bilder mit der Rückwärtssuche.
  • Halte dich mit vorschnellen Bewertungen zurück.
  • Halt nicht grundlos an (d) einem Standpunkt fest.
  • Unterscheide zwischen Erkenntnis (Fakt, objektiv) und Meinung (subjektiv).

Kontrolle über Geräte und Konten

  • Richte deine Geräte möglichst immer selbst ein.
  • Niemand außer dir sollte deine Passwörter kennen.
  • Mach regelmäßig ein Back-up.
  • Teile keine Accounts mit anderen.
  • Sichere deine Geräte mit einem jeweils einen eigenen Passwort.
  • Lass dir nicht die Tastatur aus der Hand nehmen, wenn dir jemand etwas erklären will.

Dieser Text basiert auf der KURZ&Mündig-Broschüre Digitale Mündigkeit – eigenverantwortlich im 21. Jahrhundert von Leena Simon. Erschienen im Verlag Art d’Ameublement, herausgegeben von Digitalcourage e.V., 2020. CC by SA 4.0