Digital allein zu Haus? Digitales Lernen und soziale Medien aus Sicht von Auszubildenden

Digitales Lernen und soziale Medien – Auszubildende aus dem neuen Ausbildungsgang der Generalistischen Pflegeausbildung haben sich bei einer Zukunftswerkstatt im Rahmen der Digitalen Akademie Pflege 4.0 (DAPF) mit zwei Themen beschäftigt, die während der Lockdown- und Homeschooling-Zeiten unweigerlich in den Fokus gerückt sind.

Bei der Zukunftswerkstatt der Digitalen Akademie Pflege 4.0 (DAPF) in den Wannseeschulen für Gesundheitsberufe e.V. stand das digitale Lernen aus der Corona-Zeit auf dem Prüfstand.

Plötzlich alles online

Fast von einem Tag auf den anderen hat sich für die Auszubildenden an den Wannseeschulen für Gesundheitsberufe e.V. zu Beginn der Corona-Pandemie die Ausbildung in den digitalen Raum verlagert. Und für private Kontakte galt das gleiche.

Digitales auf dem Prüfstand

Die Auszubildenden aus dem mittlerweile dritten Ausbildungsjahr der neuen Generalistischen Pflegeausbildung waren gleich zu Beginn ihrer Ausbildung mit dem Corona-Lockdown, den noch allseits unbekannten digitalen Lernformen und natürlich der Pandemie auf den Stationen konfrontiert. Und auch die Auszubildenden aus den anderen Jahrgängen kennen ihre Ausbildung nur mit der Pandemie.

Kein Wunder, dass sich da Frust angestaut hatte. Und genau dafür war bei den Zukunftswerkstätten Platz – bevor die Auszubildenden der DAPF-Partner-Schule ihre Utopien eines idealen digitalen Lernens und einer idealen Social-Media-Welt formulierten. Anschließend ging es in der Realisierungs- bzw. Strategie-Phase darum, was sich wie praktisch verwirklichen lässt. Dabei diskutierten die Auszubildenden auch, welche digitalen Errungenschaften auch in der Nach-Pandemie-Zeit Bestand haben sollten.

Wohin mit dem Frust? Der Jammerlappen hat nur drauf gewartet. Frust-Phase bei der Zukunftswerkstatt der Digitalen Akademie Pflege 4.0 (DAPF) in den Wannseeschulen für Gesundheitsberufe e.V.

Homeschooling in der Pflegeausbildung – Bestandsaufnahme: Kritik- und Frust-Phase

Zusammen mit Sabine Irmer, Projektleiterin der Digitalen Akademie Pflege, überlegten die Auszubildenden: Was hat gestört beim reinen Onlinelernen? Hat etwas nicht funktioniert? Und was ging so richtig schief? Ein Jammerlappen wartete in seinem Eimer auf den Frust und den Ärger der Auszubildenden, auf alles, was sonst noch gärte nach über zwei Jahren Pandemie. Das, was am Homeschooling genervt hatte, notierten die Auszubildenden auf Zetteln. Die schlechten Erfahrungen konnten sie zusammengeknüllt buchstäblich in die Tonne treten. Die waren dann erst mal weg.

Zukunftswerkstatt der Digitalen Akademie Pflege 4.0 (DAPF): Nach der Frustphase war in der Visons-Phase Zeit für die ideale Vorstellung vom digitalen Lernen.

Time for visions – Wie sieht das digitale Lernen der Zukunft aus? Utopie-Phase

Wie könnte bei einer neuen Coronawelle gutes Onlinelernen aussehen? Welche Szenarien wären ideal? Welche Zukunftsziele können wir definieren? In Kleingruppen entwickelten die Auszubildenden in der Utopie-Phase ihre Vision des idealen digitalen Lernens. Fragen der Machbarkeit waren erst mal kein Thema.

Kreativ und bunt haben die Kleingruppen ihre Vorstellungen auf Postern zum Leben erweckt. Es geht hier darum, was inhaltlich beim digitalen Lernen passieren könnte. Um die Rolle der beteiligten Personen. Und auch um die Frage, wie die gegenseitige Unterstützung aussehen kann und wann und wo das digitale Lernen seinen Platz findet. Und natürlich um die Rahmenbedingungen.

Bei der anschließenden Vorstellung im Plenum gab es Jubel für die einzelnen Utopien. Die waren oft gar nicht so unrealistisch – wenn es zum Beispiel darum ging, funktionierende Geräte gestellt zu bekommen oder eine Einführung in Tools wie die Lernplattform zu erhalten. Nur die Sache mit den Virtual-Reality-Brillen könnte noch etwas auf sich warten lassen: Einer Vision zufolge könnten die Auszubildenden von zu Hause aus per VR-Brillen Situationen aus dem Berufsalltag trainieren oder sich fühlen, als säßen sie mit den Mitschüler*innen in der Schule zusammen.

Zukunftswerkstatt der Digitalen Akademie Pflege 4.0 (DAPF): Auf Postern haben die Auszubildenden ihre Vision vom digitalen Lernen der Zukunft entworfen.

Back to earth: Realisierungs- und Strategiephase

Was ist realisierbar? Wie genau können wir die Ziele umsetzen? Wie kann ich das, was ich mir wünsche, selbst verwirklichen? Lassen sich die Kritikpunkte der ersten Phase vielleicht ins Positive wenden? Wie kann ich sie als Zukunftsziele definieren?

In der letzten Phase überlegten die Auszubildenden, wo und wie ganz reale Verbesserungen beim digitalen Lernen möglich sind. Einerseits sollten sie bei sich selbst ansetzen: Was kann ich persönlich konkret tun, um mich beim digitalen Lernen zu unterstützen? Andererseits ging es um die Verantwortlichkeit der Schule, darum konkrete Anregungen und Wünsche an die Schule zu formulieren.

Hier waren wieder Stift und Zettel gefragt. Aber diesmal nicht für die Tonne: Die Auszubildenden notierten ihre Ideen und falteten aus den Zetteln Papierflieger. Die konkreten Ideen bekamen Flügel – und glitten auf den bunten Fliegern in Richtung Zukunft.

Zukunftswerkstatt der Digitalen Akademie Pflege 4.0 (DAPF) zum digitalen Lernen der Zukunft: Auf die Vision folgte die Frage der Realisierbarkeit.

Social Media – wie könnte es sein?

Auch das Sozialleben hat sich in den letzten zweieinhalb Jahren zu großen Teilen ins Digitale verlagert – oft auf die diversen Social-Media-Kanäle. In einer zweiten Gruppe beschäftigten sich die Auszubildenden zusammen mit Dr. Ute Kalender, Digitalisierungscoach aus dem Projekt DAPF, mit ihren Erfahrungen in den sozialen Medien.

Auch hier gab es zunächst Gelegenheit, Unangenehmes loszuwerden. Frustabbau stand auf dem Programm: Was ist auf Insta oder Twitter schiefgelaufen? Was hat auf Facebook so richtig genervt? Blöde Situationen bei Snapchat oder TikTok? Gab es vielleicht sogar bedrohliche Erlebnisse?

Die ideale Online-Welt

Im zweiten Schritt war auch hier Gelegenheit zu träumen: Wie sähe die ideale Online-Welt auf dem Lieblings-Social-Media-Kanal aus?

Wie würdest und könntest du dich in dieser Welt bewegen? Wie sieht der ideale Social-Media-Raum aus? Wen würdest du treffen? Und wie würden sich diese Personen verhalten?

Alle machten sich zunächst in Einzelarbeit Gedanken. Dann suchten sie sich Verbündete, um ihre Visionen in kleinen Gruppen zu konkretisieren: Was passiert eher offline in Präsenz – und was online? Wer ist dabei? Und: Wann und wo genau – in Chat-Gruppen, am Rechner oder am Smartphone, allein oder gemeinsam um Handy oder Rechner sitzend? Wie sieht es dort aus, was hört ihr? Welche Rahmenbedingungen schafft ihr euch? Aber es ging auch um die Frage: Wie unterstützt ihr euch bei unangenehmen Erfahrungen?

Die Schüler*innen präsentierten sich auch hier gegenseitig ihre Visionen der idealen Social-Media-Welt.

Nach der Zukunftswerkstatt der Digitalen Akademie Pflege 4.0 (DAPF) in den Wannseeschulen: Poster mit den Visionen vom digitalen Lernen und Papierflieger mit konkreten Plänen zur Verwirklichung der Visionen.

Konkrete Ziele

Im dritten Schritt ging es wieder zurück in die Realität und um die eigenen Pläne für die zukünftige Social-Media-Nutzung: Schreibe dir so konkret wie möglich auf, was du dir für die nächste Zeit vornimmst, wenn du in den sozialen Medien unterwegs bist! Die Auszubildenden fragten sich: Was rette ich rüber aus der Visionsreise? Welche der Visionen hat mich besonders inspiriert? Wie kann ich das konkret in meinem Alltag umsetzen? Und was brauche ich dafür? Wie kann ich mir das organisieren?

Dabei ging es auch hier darum, zum einen zu formulieren, was sich jede*r von anderen wünscht, zum anderen darum, was für ein Verhalten jede*r selbst in Zukunft an den Tag legen möchte.

Danach bekamen die Papierflieger Starterlaubnis – in Richtung einer sonnigen Social-Media-Zukunft und teils konkreter Pläne.

Fotos © FCZB


Logo des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF)

Das Projekt DIGITALE AKADEMIE PFLEGE 4.0: DIGITALE KOMPETENZEN FÜR DIE GENERALISTISCHE PFLEGE(AUS)BILDUNG wird in der Förderlinie „Digitale Medien in der beruflichen Bildung in den Gesundheitsberufen (DigiMed)“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert (FKZ: 01PG20004).