Unconscious Biases in der Softwareentwicklung

Jede*r von uns hat Unconscious Biases. Also Annahmen oder Vorurteile, die uns unwillkürlich und oft völlig unbewusst beeinflussen. Diese Vorurteile entstehen im Laufe des Lebens durch unsere individuellen Erfahrungen und dadurch entwickelten Überzeugungen.  Sie wirken sich häufig darauf aus, wie wir andere Menschen oder bestimmte Situationen wahrnehmen und bewerten. Somit prägen sie auch unser Handeln – ob im Alltag oder im Beruf.

In unserem Projekt INSPIRER haben wir uns angeschaut, wie Unconscious Biases die Softwareentwicklung beeinflussen. Hier können die Biases der Entwickler*innen unbewusst in die Gestaltung und Programmierung von Anwendungen einfließen.

Welche Auswirkungen können Unconscious Biases bei der Entwicklung der INSPIRER-Apps haben?

Für INSPIRER werden Augmented Reality – und Virtual Reality-Apps entwickelt, die bei der Stadtplanung helfen sollen. Da auch die Programmierer*innen – wie wir alle – nicht frei von unbewussten Vorurteilen sind, besteht das Risiko, dass die Bedürfnisse von bestimmten Nutzer*innengruppen dabei außen vor bleiben.

Wenn z.B. in der Entwicklungsphase stereotype Annahmen über Geschlechterrollen einfließen, könnte dies dazu führen, dass die Benutzeroberfläche oder das Wording der Anwendung nicht alle Geschlechter anspricht.
Auch altersbedingte Biases können zu Problemen führen, da jüngere oder ältere Personen möglicherweise andere Anforderungen und Gewohnheiten in der Nutzung haben, die einseitig ausgerichtete Apps nicht erfüllen.
Oder es kann zum Beispiel sein, dass Farbfehlsichtigkeiten, wie eine Rot-Grün-Schwäche, nicht berücksichtigt werden, was dazu führt, dass visuelle Signale oder Wegweiser für Betroffene schwer oder gar nicht erkennbar sind.

Das alles hat zur Folge, dass diese unberücksichtigten Personengruppen die Apps nur schlecht oder vielleicht gar nicht nutzen können. Was besonders in der Stadtplanung, die alle Bürger*innen einbeziehen soll, problematisch ist.

Was hat das Teilprojekt „ELSI“ im Projekt INSPIRER dagegen unternommen?

Im Projekt INSPIRER hat sich das Teilprojekt ELSI (ethische, legale und soziale Implikationen) gezielt mit der Problematik unbewusster Biases in der Entwicklung der AR- und VR-Anwendungen beschäftigt. Wir haben die Entwickler*innen im Rahmen von Workshops und Schulungen für die verschiedenen Biases sensibilisiert, die in der Softwareentwicklung unbewusst einfließen können. Unser Ziel war es, den Entwickler*innen bewusst zu machen, wie spezifische Vorurteile und Annahmen ihre Gestaltungsentscheidungen beeinflussen können, sodass diese von Anfang an auf potenzielle Barrieren und Benachteiligungen achten konnten.

Welchen Nutzen haben wir dadurch geschaffen?

Durch diesen Ansatz konnten wir Fehler und Benachteiligungen im Entwicklungsprozess frühzeitig erkennen und korrigieren, noch bevor die AR- und VR-Apps als fertige Anwendungen abgeschlossen waren. Dies hat nicht nur die Nutzer*innenfreundlichkeit und Inklusivität der Anwendungen erhöht, sondern auch aufwendige und kostspielige Korrekturen im Nachhinein vermieden.

Mit der frühzeitigen Aufklärung über unbewusste Biases und den bedachtsamen Umgang damit, sorgen wir dafür, dass die für INSPIRER entwickelten Anwendungen möglichst barrierefrei sind. Somit kann eine breite Bevölkerungsschicht in die partizipative Stadtentwicklung aktiv eingebunden werden.

 

Das Projekt INSPIRER wird gefördert vom BMBF auf der Grundlage des Forschungsprogramms zur Mensch-Technik-Interaktion (MTI) TECHNIK ZUM MENSCHEN BRINGEN, Förderrichtlinie INTERAKTIVE SYSTEME IN VIRTUELLEN UND REALEN RÄUMEN – INNOVATIVE TECHNOLOGIEN FÜR DIE DIGITALE GESELLSCHAFT.