Digitalisierung besser machen!

Ist Digitalisierung eine tolle Gleichstellungsmaschine? Oder eher Diskriminierungsmotor? Fest steht: Mehr Geschlechtergerechtigkeit oder neue Benachteiligung durch Digitalisierung – das liegt auch an den Frauen selbst. Wir müssen mitmischen! Deshalb wollen wir den Befund „Digital ist besser“ auf einem Fachtag auf den Prüfstand stellen.

Montag, 9. März 2020
13:00 – 17:00 Uhr

Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg (ehem. Rathaus Kreuzberg)
BVV-Saal (1. Etage)
Yorckstraße 4 – 11
10965 Berlin

Anmeldung: Petra Koch-Knöbel (Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte), Tel. 030 90298-4111, E-Mail: petra.koch-knoebel@ba-fk.berlin.de

Fachtag "Digitalisierung besser machen" ©Photo by Christina @ wocintechchat.com on Unsplash

Gerade für Frauen stellt sich immer mehr die Frage, wie gut und um wie viel besser die Digitalisierung ihre Arbeits- und Lebenswelt macht: Wo beispielsweise Homeoffice unabhängige und familienfreundliche Arbeitsplätze verspricht, birgt die Realität oft entgrenzte Tätigkeiten und noch weitere unbezahlte Carearbeit.

Die Kluft hinsichtlich der digitalen Kompetenzen von Frauen und Männern – der „Digital Gender Gap“ – ist nach wie vor groß. Andererseits fordert die neue, digitale Arbeitswelt ganz andere Kompetenzen als bisher.

Mit fortschreitender Digitalisierung könnten Präsenzkultur und männlich geprägter Führungsstil an Bedeutung verlieren. Sogenannte Softskills wie Empathie und Teamfähigkeit werden wichtiger, die traditionell eher Frauen nachgesagt werden.

Frauen können dank digitaler Welten eine andere Sichtbarkeit gewinnen. Gleichzeitig werden Journalistinnen, Politikerinnen und Aktivistinnen, die das Netz für ihre Arbeit nutzen, dort beleidigt und attackiert oder aus dem öffentlichen digitalen Raum verdrängt.

Programm

13:00 Uhr Begrüßung durch Petra Koch-Knöbel (Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg)
Grußworte von Monika Herrmann (Bezirksbürgermeisterin) und Marianne Rühl-Andresen (Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung, Abteilungsleiterin Frauen und Gleichstellung)

13:30 Uhr Keynote Digitalisierung als Motor – für Gleichstellung oder Diskriminierung?
Lehren aus der Geschichte weiblicher Erwerbsarbeit (Prof. Nicole Mayer-Ahuja, Georg-August-Universität Göttingen)
Diskussion

14:15 Uhr Vorstellung der Miniworkshops (Impulsgeberinnen)

14:30 Uhr Pause

14:45 Uhr Miniworkshops

15:45 Uhr Podiumsdiskussion
Moderation: Dr. Ina Tripp (Leiterin der Geschäftsstelle Gender- und Technik-Zentrum der Beuth-Hochschule für Technik Berlin)

Miniworkshop I

Die demokratische Dimension von Algorithmen: Zwischen Diskriminierungspotenzial und Souveränität
(Teil-)automatisierte Entscheidungssysteme sind von gesellschaftlicher Relevanz. Die damit verbundenen komplexen Prozesse haben soziale und politische Auswirkungen. Wo berühren sie unsere Teilhabe und Rechte als Frau? Was müssen wir wissen und was können wir tun, um in diesem Prozess unsere Souveränität (wieder) zu erlangen?

Impulsgeberin: Kristina Penner
Sie ist Referentin der Geschäftsführung bei AlgorithmWatch. Nach einem Master in International Studies/Peace and Conflict Research arbeitete sie u. a. in Projekten zur Nutzung von Medien in der Zivilgesellschaft und war viele Jahre in der Asylberatung und Menschenrechtsarbeit aktiv.

Miniworkshop II

Problematik feministischer Arbeit in der digitalen Welt

Hinter digitaler Gewalt gegen Frauen* verbirgt sich eine Vielzahl verschiedener Angriffsformen, vor allem Beleidigung, (sexuelle) Nötigung, Rufschädigung bis hin zu gezielter Verdrängung der betroffenen Personen aus dem Netz. Diese Angriffe finden sowohl im öffentlichen wie auch im privaten Raum statt und sie ziehen für die betroffenen Frauen* schwerwiegende Folgen in allen Lebensbereichen nach sich. Welche Möglichkeiten gibt es, digitaler Gewalt entgegenzutreten?

Impulsgeberin: Leena Simon
Die Philosophin und Netzpolitologin  beschäftigt sich mit Digitaler Mündigkeit und Technikpaternalismus. Sie arbeitet als IT-Beraterin u. a. für das Anti-Stalking-Projekt (in Trägerschaft des FRIEDA-Frauenzentrum e.V.), das kostenlose Beratungen für Frauen* anbietet, die von Stalking und/oder Cyberstalking betroffen sind.

Miniworkshop III

Zeigt Euch!

In dieser Diskussionsrunde loten wir gemeinsam aus, mit welchen Strategien Frauen das Web als Sprachrohr für ihre Positionen und Themen nutzen können. Zu Beginn des Workshops gibt es einen kurzen Input, wie Frauen 2020 das Web nutzen und prägen. Ein spezieller Fokus wird auf diejenigen Frauen gerichtet, die durch ihre Kampagnen das Web und damit ein stückweit die Welt verändern.

Impulsgeberin Sibylle Würz
Sie ist Mitarbeiterin im FrauenComputerZentrumBerlin e.V. (FCZB) mit den Schwerpunkten Digital Literacy, Online-Lernen und Karriereentwicklung durch Online-Reputationsmanagement.

Miniworkshop IV

Chancengleichheit in der Berliner Digitalbranche? Qualifikationsanforderungen für die digitalisierte Welt

Wenn Technologie tatsächlich Gleichstellung befördert, welche Einstiegs- und Aufstiegsmöglichkeiten bietet die Berliner IT-Branche? Was sind die Vor- und Nachteile von Start-up-Kulturen für Frauen in Berlin – besonders für Frauen mit familiären Verpflichtungen, mit Migrationshintergrund oder mit fehlenden bzw. geringen technischen Vorkenntnissen?

Impulsgeberin: Dr. Nakeema Stefflbauer
Sie ist Gründerin und Geschäftsführerin von FrauenLoop. Mit der Non-Profit-NGO unterstützt sie Berlinerinnen mit und ohne Flucht- oder Migrationserfahrung dabei, IT-Kompetenzen zu entwickeln und beruflich in der Tech-Branche einzusteigen.

Miniworkshop V

Die Berliner Digitalisierungsstrategie – welche Einflussmöglichkeiten haben wir Frauen?

Seit 2019 wird an der Berliner Digitalisierungsstrategie gearbeitet. Wir schauen uns im Workshop an, worum es geht und wie der Prozess zur Erarbeitung gestaltet wird. Dabei interessiert uns vor allem die Frage, welche Möglichkeiten wir Frauen haben, die Digitalisierungsstrategie aktiv mitzugestalten.

Impulsgeberin: Dr. Karin Reichel
Sie ist seit September 2017 Geschäftsführerin des FrauenComputerZentrumBerlin e.V. (FCZB) und war vorher Gastprofessorin für Organisation und Personal an der HWR Berlin.

Miniworkshop VI

Digitalisierung in der Arbeitswelt – Gleichstellungsmaschine oder Karrierekiller?

Die digitale Transformation in der Arbeitswelt steht für eine Flexibilisierung von Arbeitsprozessen und wird oft mit dem Begriff Agilität verbunden. Bietet sich damit die Chance für ein Umdenken in der Unternehmenskultur oder verfestigen sich eher bestehende Strukturen? Was können wir tun, um mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Arbeitswelt gerade jetzt zu forcieren? Diesen und weiteren Fragen werden wir im Workshop nachgehen und dabei Handlungsoptionen wie Qualifizierungsprogramme für Frauen in einer digitalisierten Arbeitswelt berücksichtigen.

Impulsgeberin: Wera Schulz-Naue
Die Dipl.-Pädagogin und Personalreferentin arbeitet als Fachreferentin bei ARBEIT UND LEBEN – DGB/VHS Berlin-Brandenburg. Ihre Handlungsfelder liegen u. a. in Personalführung, Wissen und Kompetenz sowie Förderung von Diversity in Betrieben.

Der Fachtag Digitalisierung besser machen ist eine gemeinsame Veranstaltung von des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg, des Jobcenters Friedrichshain-Kreuzberg und des FrauenComputerZentrumBerlin e.V. (FCZB)