D21: Digitalisierung ist überall

Vier von fünf Deutschen sind online, aber Informationen einzuordnen, fällt vielen Nutzerinnen* schwer. Insgesamt wird Deutschland digitaler, gleichzeitig gibt es weiterhin eine große Diskrepanz zwischen Geschlechtern und Altersgruppen. Welche Chancen und Herausforderungen sich daraus ergeben, hat sich FCZB-Geschäftsführerin Dr. Karin Reichel beim Fachkongress „Digitale Gesellschaft“ angeschaut.

Seit fast 20 Jahren untersucht die Initiative D21 jährlich das Onlineverhalten der Deutschen und erstellt daraus den sogenannten Digitalindex. Für diese Studie werden Privatpersonen ab 14 Jahren befragt.

Die Ergebnisse sind eher ernüchternd: Nach einem leichten Rückgang im Jahr 2016 stieg der Digitalindex 2017/2018 um zwei Punkte auf 53 Punkte an. Zwar wird die Gesellschaft insgesamt digitaler, aber den „digitalen Vorreiterinnen“ und „Digital Mithaltenden“ stehen immer noch 25 Prozent „Digital Abseitsstehende“ gegenüber. Das heißt, ein Viertel der Deutschen nutzen weder Internet noch digitale Anwendungen.

  • Digitale Vorreiterinnen sind reflektierte Profis (20%, progressive Anwenderinnen (9%) und Technikenthusiastinnen (5%).
  • Zu den digital Mithaltenden zählen konservative Gelegenheitsnutzerinnen (36%) und vorsichtige Pragmatikerinnen (5%).
  • Als digital Abseitsstehende werden Menschen bezeichnet, die nur sehr selten (Minimal-Onliner 6%)oder gar nicht online (Offliner 19%) sind.

D21: Digitalisierung ist überall - Digitalindex 2017/18 (c) FCZB

Nach wie vor ist die digitale Spaltung (digital divide) deutlich sichtbar: Die digitalen Vorreiterinnen sind überwiegend männlich, jung, gut gebildet und verfügen über ein höheres Einkommen.

Der Digitalisierungsindex setzt sich aus vier Bereichen zusammen:

  • Zugang zur Digitalisierung (Steigerung von einem Punkt auf 66 Punkte)
  • Nutzung(svielfalt) in der digitalen Welt (Rückgang von einem Punkt auf 40 Punkte)
  • Digitale Kompetenz (Steigerung von drei Punkten auf 47 Punkte)
  • Offenheit zum Internet (Steigerung von drei Punkten auf 52 Punkte)

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass sich die digitalen Kompetenzen der Deutschen lediglich im Mittelmaß bewegen. Deswegen sind Schulungen und Weiterbildungen enorm wichtig sind. Vor allem niedrigschwellige Lernangebote könnten dazu beitragen, auch Skeptikerinnen zu überzeugen.

Ein zentrales Kongressthema war daher das Thema Bildung – ihre Relevanz für zukünftige Entwicklungen wurde sowohl in den Vorträgen als auch in den Diskussionen immer wieder betont.

D21: Digitalisierung ist überall. Matthias Machnig, Staatssekretär BMWi (c) FCZBAuch Matthias Machnig, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) wies in seinem Eröffnungsstatement auf die fehlende systematische Aus- und Weiterbildung hin. Das Thema Digitalisierung werfe nicht nur technische, sondern auch ökonomische, soziale und gesellschaftspolitische Fragen auf. Er betonte, dass in den kommenden Jahren massive Zielkonflikte gelöst werden müssen – leider spielten diese Aspekte im weiteren Verlauf des Kongresses keine große Rolle mehr.

Zwei Denkimpulse waren besonders interessant: Der Wissenschaftsjournalist Rangar Yogeshwar fragte, wie die digitale Welt unsere Gesellschaft verändert, und der Mathematiker Prof. Dr. Gunter Dueck sprach über Ethik unter Digitalisierungsstress. Leider waren die anschließenden Diskussionen wenig zielorientiert. Sie schwankten zwischen individuellen Alltagserfahrungen und allgemeinen Aussagen und Vermutungen.

Trotz dieser Kritik hat sich der Besuch gelohnt: Es gab neue Einblicke in den Stand der Digitalisierung. Interessante Fragen und auch die genannten Denkimpulse werden wir auch im FCZB diskutieren – und natürlich gehört auch Netzwerken zu jedem Kongress.

Der Fachkongress wurde ausgerichtet von der Initiative D21, dem Netzwerk für die digitale Gesellschaft. Sie erhebt jährlich den sogenannten D21-Digital-Index zum Onlineverhalten der deutschen Bevölkerung.

Mehr Informationen finden Sie auf der Website der Initiative

Dort können Sie auch die Studie D21 Digital Index 2017/2018 – Jährliches Lagebild zur Digitalen Gesellschaft herunterladen