Besuchertag in der JVA

Was wissen Sie über den Alltag im Gefängnis? Haben Sie schon einmal eine Justizvollzugsanstalt von innen gesehen? Mit einem Inhaftierten gesprochen? Oder überlegt, Menschen bei ihrem Weg zurück in die Gesellschaft zu unterstützen?

Antworten auf diese und viele andere Fragen gab es beim Besuchertag des Offenen Vollzugs am 25. Mai in der Teilanstalt Niederneuendorfer Allee. Gekommen waren mehrere hundert Bedienstete, externe Besucher*innen und natürlich auch die Männer, die in der JVA einsitzen.

Eröffnet wurde der Besuchertag von Anstaltsleiter Thorsten Luxa und dem Berliner Justizsenator Dirk Behrendt. Der Insassensprecher der Anstalt stellt dem Publikum die Vorzüge des Offenen Vollzugs vor. Der Besuchertag wurde vor allem von Interessierten besucht, die eine JVA von innen sehen wollten oder eine Ausbildung als Justizvollzugsbeamte*r in Erwägung ziehen. Besucher*innen konnten bei einer Führung in Hafträume gucken, den sog. „besonders gesicherten Haftraum“ begutachten und das Gelände der Anstalt erforschen.

Unabhängige Träger wie die freie Hilfe, die Stadtmission oder die sbh (Straffälligen- und Bewährungshilfe Berlin e.V.) präsentierten ihre pädagogische Arbeit und ihre Angebote.

Mehrere Betriebe der Teilanstalten stellten selbsthergestellte Produkte vor.

Auch die Insassen haben von diesem Tag profitiert, denn ihre Freund*innen und Familien kamen ebenfalls zu Besuch.
Kinder sprangen durch den Garten, es gab Kuchen und Bratwurst für 50 Cent, und die Stimmung war bei allen sehr ausgelassen.

Besuchertag in der JVA: Gleich geht es los am MUNIA-Informationsstand © FCZB 2018Für unser Projekt hat sich der Besuch gelohnt. Da wir mit vielen der anwesenden Trägern zusammenarbeiten, haben wir die Gelegenheit genutzt, uns über Fälle auszutauschen und über aktuelle Entwicklungen in der freien Straffälligenhilfe zu sprechen.

Auch mit den Sozialarbeiter*innen und den Gruppenleiter*innen haben wir zahlreiche Gespräche geführt und Infomaterial übergeben. Auch im Nachhinein erreichen uns E-Mails mit Kooperationsanfragen und neuen Kontaktdaten, die unsere Arbeit bereichern werden.

Hintergrund

Seit 70 Jahren gibt es den offenen Männervollzug in Berlin. In vier Teilanstalten (Spandau, Reinickendorf und Zehlendorf) gibt es 908 Haftplätze. Offener Vollzug bedeutet, dass die Inhaftierten außerhalb der Anstalt einer Arbeit nachgehen und Wochenenden mit ihrer Familie verbringen können. Für diesen „Freigang“ gibt es bestimmte Regeln, die eingehalten werden müssen, um nicht in den geschlossenen Vollzug verlegt zu werden. In den offenen Vollzug kommen meist nur Ersttäter und Menschen, die eine Ersatzfreiheitsstrafe absitzen müssen, weil sie ihre Geldstrafe, z.B. für Schwarzfahren, nicht bezahlen können.

Weitere Informationen: JVA des offenen Vollzugs Berlin