Nur den Mut – den muss man erst mal haben!

Fast 10 Jahre musste Elsa* ihre Berufstätigkeit unterbrechen. Wegen einer längeren Krankheitsphase hatte sie ihren alten Job verloren, dann hat sie Pflegeverantwortung für Angehörige übernommen. Wie sie es geschafft hat, nach Weiterbildungen und einem Coaching im FCZB-Projekt Porta wieder in den Beruf zurückzukehren, hat sie uns erzählt.

Steh auf! Wir gehen ins FCZB und fangen etwas Neues an! Zeichnung Conni Eybisch-Klimpel © FCZB

Es ist Donnerstagnachmittag, du hast schon einen Arbeitstag hinter dir – wie sieht der aus?
Ich fange immer um 8 Uhr an und arbeite bis 12 in der Beschäftigtenvertretung in einer Behörde. Ab 12 bin ich dann noch in der Personalabteilung, eine bis eineinhalb Stunden. Also ich arbeite immer 25 Stunden die Woche zurzeit. So ein klassischer Büroalltag mit allem, was dazugehört: Telefondienst, Posteingang, auch Kopier-Sachen. Ich habe auch schon eine PowerPoint-Präsentation gemacht und mache manchmal Flyer zu verschiedenen Themen – und da hilft mir das, was ich bei Porta gelernt habe!

Schön, dass du gleich Porta erwähnst – darauf komme ich gern zurück. Nur kurz: Das ist im öffentlichen Dienst, oder?
Ja, genau. Das ist im öffentlichen Dienst. Und das ist unbefristet. Das ist wirklich … das ist toll, weil damit habe ich gar nicht mehr gerechnet. Ich war ja schon 59, als ich den Job bekommen habe. Ja, ich war eben lange raus durch Krankheiten und das kam dann ganz unverhofft. Also durch meine Qualifikation, denke ich, habe ich das gekriegt.

Hast du vorher, vor der Krankheitszeit, was ganz anderes gemacht oder etwas ähnliches?
Ich bin schon lange im Büro, also Kauffrau für Bürokommunikation. Ich war bei der TU Berlin als Verwaltungsangestellte und bin dann durch einen ganz schweren Behandlungsfehler krank geworden, konnte nicht mehr laufen. Ich bin wirklich drei, vier Jahre an Krücken gegangen, hab im Rollstuhl gesessen.

Und meine Stelle damals war befristet auf drei Jahre. Und ja, dann bin ich da rausgekommen, habe anderthalb Jahre Krankengeld gekriegt bis zum Ende, wurde dann ausgesteuert und dann Arbeitslosengeld eins, Arbeitslosengeld zwei. Ich bin auch schwerbehindert geworden durch diese Sache, weil ich nicht mehr laufen konnte. Und ja, dann wird man beim Jobcenter aufgefordert, wenn man schwerbehindert ist, eine Rente zu beantragen. Und ja, zu dem Zeitpunkt … da habe ich gedacht, ich kann gar nicht mehr arbeiten. Ich bin in der Zeit auch Betreuerin geworden für meine Mutter, habe sie gepflegt bis zu ihrem Tod.

Ich war dann eben Frührentnerin, zu Hause und da habe ich die Porta-Weiterbildungen im FCZB gemacht. Und Porta hat mir wirklich gutgetan!

Kannst du sagen, warum dir Porta so viel gebracht hat? Was war besonders wichtig für dich?
Es war auch der Kontakt mit Menschen in ähnlichen Situationen. Und es war der Online-Unterricht, also die Präsenzveranstaltungen waren schon auch toll. Aber online war es noch so, dass wir ein bisschen mehr Ruhe hatten, weil nicht so viele durcheinander gequatscht haben.

Und ja, wir haben wirklich die Themen Word, Excel, PowerPoint, Dateiverwaltung, alles durchgenommen nochmal. Und man konnte alles fragen! Keine Frage war zu blöd. Und dadurch hat man noch viel mehr gelernt. Wir haben auch zusammen gelernt, wie man einen Flyer macht. Das weiß ich noch. Weil die Atmosphäre so nett war, erinnert man sich auch eher daran, was man gelernt hat.

Und es war alles super organisiert. Alles in allem war das wirklich das perfekte Format, muss ich sagen. Und die Leute, die Teilnehmerinnen, die waren ja auch alle motiviert. Die ganzen Porta-Weiterbildungen, die sind ja wirklich vollkommen freiwillig. Und da waren die Leute vielleicht auch noch mal motivierter.

Wie lange warst du denn bei Porta?
Ich habe es ein Jahr lang gemacht, ein ganzes Jahr. Dann ist meine Mutter leider gestorben. Und meine Tochter, die zwischendurch auch sehr krank war, hat eine Ausbildung angefangen. Und war dann auch praktisch untergebracht. Und auf einmal hatte ich Zeit, auf einmal war ich frei, hatte nicht mehr die Pflege und die Betreuung. Ja, und dann war die Fortbildung bei Porta zu Ende.

Coole Idee! Geh zum FCZB und mach was draus! Zeichnung Conni Eybisch-Klimpel © FCZB

Und wie gings dann für dich weiter?
Dann habe ich noch ein ganz tolles Bewerbungscoaching gekriegt, auch bei Porta. Das hat mir unglaublich geholfen dabei, meinen Lebenslauf, die Bewerbung zusammenzustellen, professionell. Und dann habe ich mich einfach beworben.

Ich habe nur einmal geguckt und habe eine Stelle gesehen. Ich habe auf der Seite vom Land Berlin geguckt, habe diese Stelle gefunden. Und dachte: Das ist ja bei mir gegenüber. Das sind ja nur ein paar hundert Meter. Und dann habe ich mich da einfach beworben. Ich habe mich kopfüber reingestürzt. Und das hat geklappt! Nur der Mut, den muss man erst mal haben.

Allerdings! Erzähl doch noch mal genauer, wie das lief.
Irgendwann während der Porta-Weiterbildungen fiel der Tipp mit der Bewerbungscoaching-Frau, Arina. Und das hatte ich mir auch aufgeschrieben. Ich wusste da ja noch gar nicht, dass ich das brauche. Aber als ich dann das Stellenangebot gesehen habe, da dachte ich: Oh, das brauche ich.

Warum war das so wichtig?
Ich glaube, ich war nur drei Male da. Und das hat super geklappt. Also Arina, die Coach, hat mir da wirklich … ich dachte, sie ist eine Fee, die zaubern kann. Weil – das war immer die größte Hürde, dieser Lebenslauf.

Wenn man … ich war neun Jahre raus und krank. Und das dann in Worte zu fassen, in der Bewerbung und im Lebenslauf … Ich dachte immer, das schaffst du nie. Ich dachte immer, das ist die Hürde, die du nicht schaffen kannst. Kein Mensch stellt dich mehr ein, weil das einfach so unmöglich aussieht. Neun Jahre arbeitslos oder was. Am Schluss ist man dann nur noch so ein Hartz-IV-Empfänger und fühlt sich so abgestempelt.

Und sie hat es aber hingekriegt! Sie hat mir das Selbstvertrauen gegeben, in dieses Bewerbungsgespräch reinzugehen. Und ja, obwohl, da wusste ich eigentlich schon: Ich kann ja was. Aber diesen Papierkram, und das dann auch in einer PDF abzuschicken, das habe ich mir auch technisch nicht zugetraut. Und sie hat es erklärt und es war ganz einfach letztendlich.

Und weißt du noch, wie du dann im Bewerbungsgespräch mit der langen Krankheitszeit umgegangen bist?
Ja, das Schöne war, ich musste damit eigentlich gar nicht umgehen, weil die Stimmung einfach von Anfang an sehr wohlwollend war. Die haben nicht gesagt: „Jetzt präsentieren Sie sich hier mal“, oder „Erzählen Sie mal was von sich“, sondern das war so pragmatisch. Die haben gesagt, was wissen Sie über uns als Arbeitgeber? Und ich hatte mich natürlich gut vorbereitet, ist ja klar.

Ich konnte die meisten Fragen beantworten und habe auch schon dann ein gutes Gefühl gehabt. Und es kam ja nicht mal die Frage auf nach irgendwelchen speziellen Krankheiten oder so. Es hat ja auch alles nichts mit der Arbeit im Büro zu tun. Also ich habe halt Arthrose und solche orthopädischen Krankheiten und im Büro arbeiten kann ich trotzdem, ja. Mein Kopf funktioniert ja!

Willkommen im FCZB! Lernen macht glücklich! Zeichnung Conni Eybisch-Klimpel © FCZB

Und der Einstieg in den neuen Job – wie war das so, dann auf einmal wieder 25 Stunden zu arbeiten?
Eigentlich war ich ganz froh. Ich hatte so ein bisschen Panik, als meine Tochter ausgezogen war, dass ich dann hier ganz allein zu Hause sitze. Und meine Mutter war ja auch erst zwei Monate vorher gestorben. Und das dann so ein bisschen vergessen zu können, mich kopfüber in was Neues zu stürzen, das hat mir geholfen.

Also die Zeit davor, die war ja nicht so einfach. Und deswegen habe ich gedacht, gegen das, was ich jetzt hinter mir habe, ist das hier eigentlich eher harmlos. Deswegen war ich gar nicht so aufgeregt oder so. Es war eher Freude, dass ich jetzt was Neues habe.

Und hast du gemerkt, dass du die Sachen aus Porta dann nutzen konntest im Job?
Ja, auf jeden Fall. Also da war ich ja seit 9 Jahren nicht mehr im Büro gewesen. Und ich hatte auch über Jahre gar keinen eigenen Computer zu Hause. Ich habe mich da gar nicht mehr herangetraut, ganz komisch. Also ich hatte irgendwie technisch eine Weile wirklich den Anschluss verloren. Ich habe dann zwischendurch gedacht in der Krankheitszeit, du musst dich auch endlich mal wieder mit Word und Excel beschäftigen. Aber ich habe das wirklich vor mir hergeschoben.

Und dann in der Porta-Fortbildung, habe ich ja gesagt, da haben wir Flyer gemacht. Und das war im neuen Job dann noch gar nicht lange her. Das konnte ich total gebrauchen. Ich sollte dann ziemlich bald einen Flyer machen. Und ich wusste, wie ich das formatiere. Auch PowerPoint: Ich habe im neunen Job eine Präsentation gemacht, die auch gezeigt wurde. Mit 30 Bildern, glaube ich. Und das hat richtig Spaß gemacht.

Und ja, alleine hätte ich es nie … Man kann sich ja auch alles auf YouTube beibringen, aber es ist überhaupt nicht dasselbe, wie wenn man es gezeigt bekommt. Dass man in den Porta-Weiterbildungen das so selbstständig machen soll, und alles von Anfang an mitmacht, das ist es, glaube ich. Und dass man fragen kann und keine Frage zu dämlich ist. Also das ist es einfach. Ich möchte andere ermutigen, das auch zu machen. Auch wenn man denkt, es ist unglaublich viel – einfach anfangen!

Vielen Dank, dass du deine Erfahrungen mit uns geteilt hast. Es ist toll zu hören, wie du das hinbekommen hast! Hast du vielleicht noch einen Tipp für andere Menschen, die in einer ähnlichen Situation sind, wie du vor ein paar Jahren?
Also man muss eben auch selber total hartnäckig sein. Also ich wollte das immer wieder, eine Fortbildung machen, ich habe das wirklich zehn Jahre eigentlich versucht, immer wieder, sobald es mir irgendwie ein bisschen besser ging, habe ich versucht, eine Fortbildung zu machen und dann konnte ich ja so lange nicht laufen und dann ging das wieder nicht, dann wieder eine Reha, aber ich bin halt irgendwie hartnäckig geblieben, weil: Was soll ich hier zu Hause allein sitzen, dachte ich mir. Ja, das muss man sein, dann geht es auch irgendwie.

Ich will nur alle ermuntern, das auch zu machen, es lohnt sich. Ich denke immer gerne ans FrauenComputerZentrumBerlin!

 

*Elsa heißt eigentlich anders. Es ist ihr lieber, wenn hier ein anderer Name verwendet wird.


Das Projekt PORTA RESTART – DIGITALE KOMPETENZEN UND WORK-LIFE-BALANCE FÜR DEN BERUFLICHEN WIEDEREINSTIEG wird im Rahmen des ESF Plus Sozialfonds aus Mitteln der Europäischen Union und des Landes Berlin gefördert.

Logo SENatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminbierung