Workshop auf der INFORMATIK 2019
Nach wie vor gibt es den Digital Gender Gap, also die digitale Kluft zwischen den Geschlechtern – insbesondere in Kombination mit Alter, Bildungsstand und Einkommen. Auch wenn sich seit den 1980er-Jahren zahlreiche Projekte, Vereine und Initiativen mit dem Thema „Frauen und digitale Bildung“ beschäftigen, ist die Informatik- und die IT-Branche (und damit auch die Digitalisierung) immer noch weitgehend technikgetrieben und männerdominiert.
Doch es gibt auch Veränderungen, vor allem durch die sozialen Netzwerke und den Einsatz digitaler Kommunikationstools in den vergangenen zehn Jahren. Entstanden ist ein ein neuer gesellschaftlicher Raum entstanden – der digitale Raum. Hierher haben sich gesellschaftliche Diskurse zu weiten Teilen verlagert. Doch an diesem Diskurs können nur die teilnehmen, die bereit und/oder fähig sind, den digitalen Raum zu betreten, die Stimme zu erheben und damit sichtbar zu werden.
Problematisch ist, dass dieser digitale Raum vielfach durch gewaltvolle Kommunikation (Hatespeech) geprägt ist. Oft müssen Menschen, die ihre politische Haltung digital äußern, auch analog mit Hass, Bloßstellung und Verfolgung rechnen. Vor allem Frauen meiden den digitalen Raum: weil sie sich schützen wollen, weil sie keine ausreichende Kenntnisse z.B. in Bezug auf Datenschutz haben, weil sie nicht wissen, an wen sie sich wenden können, um Unterstützung und Beratung zu finden, weil sie nach einem digitalen Angriff von Polizei und Justiz nicht ernstgenommen werden.
Doch nehmen zu wenige Frauen am öffentlichen Dialog teil, wird dieser dann überwiegend von Männern gestaltet, denen die weibliche Perspektive fehlt. So entsteht eine Schieflage, die sich insgesamt negativ auf das gesellschaftliche Miteinander auswirken kann.
Nur wer Kompetenzen für die digitalisierte Welt hat, kann sich wirkmächtig in die Diskussion um die bereits begonnene Digitalisierung all unserer Lebensbereiche einmischen. Damit auch die weibliche Perspektive stärker in diese bisher männerdominierte und technikgetriebene Diskussion einfließen kann, muss der digital gender gap geschlossen werden. Frauen müssen ge- und bestärkt werden (Digital Empowerment), ihre Digitalkompetenz (Digital Literacy) auszubauen. Denn diese ist absolut notwendig, um an der modernen (Wissens-)Gesellschaft zu partizipieren.
Nur durch die Beteiligung von Frauen* kann ein stärkerer feministisch-emanzipatorischer Impuls in die gesellschaftliche Digitalisierungsdebatte gegeben. Nur so kann den Stimmen der weiblichen Hälfte der Bevölkerung ein größeres Gewicht verliehen werden.
Ob diese unsere Einschätzung auch von anderen Akteur*innen geteilt wird, ob noch andere emanzipatorische Allianzen denkbar sind, welche Maßnahmen zukünftig ergriffen werden müssen – diese und andere Fragen möchten wir im Workshops mit interessierten Menschen diskutieren.
Podium (angefragt):
Prof. Dr. Ilona Buchem, Kommunikations- und Medienwissenschaften (Beuth Hochschule für Technik Berlin)
Prof. Barbara Schwarze, Gender und Diversity in Ingenieurwissenschaften und Informatik (Hochschule Osnabrück)
Prof. Dr. Juliane Siegeris, Informatik, Kommunikation und Wirtschaft (Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin)
Prof. Dr. Heike Wiesner, Betriebliche Informations- und Kommunikationssysteme (Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin)
49. Jahrestagung der Gesellschaft für Informatik
23. bis 26. September 2019
Workshopleitung des FCZB
Dr. Karin Reichel, reichel@fczb.de
Sibylle Würz, wuerz@fczb.de
FrauenComputerZentrumBerlin e. V. (FCZB)
Cuvrystr. 1
10997 Berlin